"Zu viele Häftlinge"

“Einbrecherkönig” gibt Tipps zur Gefängnisreform

Österreich
11.07.2014 17:00
Wer, wenn nicht er, kann glaubwürdig über die Zustände in den heimischen Gefängnissen erzählen? Ernst Stummer (76) verbrachte als berüchtigter "Einbrecherkönig von Wien" fast die Hälfte seines Lebens hinter Gittern. Da lässt es sich das Häfn-Urgestein auch nicht nehmen, aus aktuellem Anlass Stellung zu beziehen.

"Das Essen ist besser geworden", weiß der Langzeithäftling, ebenso die Qualität der Vollzugsbeamten: "Viele verstehen sich heute als eine Art Sozialarbeiter und sind mehr um die Häftlinge bemüht als noch vor mehreren Jahrzehnten." Der Einbrecherkönig streut den jungen Beamten Rosen. Dabei war ein Großteil von ihnen noch nicht einmal auf der Welt, als Stummer das erste Mal gesiebte Luft atmen musste.

"Damals war noch alles anders, heute gibt es zu viele Häftlinge, und die sind wie Kraut und Rüben in einer Kiste zusammengepfercht." Damit schlägt er in dieselbe Kerbe wie die Gewerkschaft der Justizwachebeamten (siehe Infobox).

Mehr Freigänge und weniger Höchststrafen
Mit Anwalt Walter Pirker hat der "Kriminelle aus Leidenschaft" Vorschläge für die Strafrechtsreformkommission ausgearbeitet: 

  • Weniger einsitzende Häftlinge durch mehr Freigänge, eine höhere Rate an Fußfesseln, mehr Diversion (also gemeinnützige Arbeit) und verstärkte Anwendung des Abkommens, wonach ausländische Häftlinge ihre Strafe in den jeweiligen Heimatstaaten absitzen sollen. Nachsatz: "Es ist unlustig und unzumutbar, wenn du dir die Zelle mit jemanden teilen musst, mit dem du nicht sprechen kannst und der fünfmal am Tag einen Gebetsteppich ausbreitet." 
  • Keine gemeinsame Unterbringung von geistig abnormen Rechtsbrechern mit Häftlingen im normalen Strafvollzug.
  • Weniger Höchststrafen für kleinere Delikte: Rückfalltäter fassen immer die Höchststrafe aus, die oft in keinem Verhältnis zum entstandenen Schaden steht.
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