Alpen-Mogli

Ein Tiroler Bub, der mit Murmeltieren spricht

Österreich
01.09.2012 16:44
Ein Tiroler Bub, der mit den Murmeltieren spricht. Die Fotos gingen um die Welt. Matteo, acht Jahre, als Held eines modernen Märchens. Begonnen hat alles mit einem Artikel in der englischen "Daily Mail". Dort war von einem "Wunder am Großglockner" zu lesen. Da würden sich die sonst so menschenscheuen Alpenmurmeltiere um einen kleinen Buben - eine Art "Murmeltierflüsterer" - scharen, ihm aus der Hand fressen. Die Nager hätten ihn in seine Kolonie aufgenommen und würden ihm so ihre besondere Zuneigung zeigen...

Matteo Walch und ein "Murmele", das strammsteht für den Fotografen. Drei freche Kerlchen, die ihren Menschenfreund neugierig beschnuppern - Bilder, bei denen einem das Herz aufgeht. Die Geschichte hinter den Bildern ist zwar nicht ganz so märchenhaft, aber immer noch schön.

Dass die Nager scheu sind, ist ein Blödsinn. Stichwort menschenscheu: Unmittelbar neben der stark befahrenen Großglockner-Hochalpenstraße, wo die Fotos entstanden sind, zeigt sich die Hörnchenart seit vielen Jahren zutraulich und handzahm. Während Murmeltiere normalerweise mit den Schwänzen schlagen und mit den Zähnen klappern, bevor sie mit lauten Pfiffen den anderen Mitgliedern ihrer Kolonie das Zeichen zur Flucht geben, schnüffeln die Tiere im Gebiet der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an Menschenfingern und lassen sich streicheln.

"Nie gedacht, dass es ein derartiges G'riss gibt"
Stichwort Fotograf: Die entzückenden Bilder hat Matteos Mutter geschossen. Michaela Walch, im Hauptberuf Lehrerin, ist Wildtierfotografin. "Ich hätte mir nie gedacht, dass es um diese Fotos plötzlich ein derartiges G'riss gibt", erklärt die 47-Jährige gegenüber der "Krone".

Vor rund fünf Jahren fuhr sie mit Matteo das erste Mal auf den Großglockner. "Ich hatte Angst, dass die Tiere Matteo beißen oder umschmeißen. Schließlich war er damals fast gleich groß wie die Nager", erinnert sie sich. Murmeltiere haben eine Kopf-Rumpf-Länge von vierzig bis fünfzig Zentimetern, hinzu kommt ein zehn bis zwanzig Zentimeter langer Schwanz. Und tatsächlich wurde der Kleine vom ersten Murmeltier gleich umgerannt. "Doch Matteo hat das gefallen, es entwickelte sich eine Freundschaft der besonderen Art." Seither pilgern Mutter und Sohn jedes Jahr zum Großglockner, um die Murmeltiere zu besuchen.

Wie "Mogli" aus dem Dschungelbuch spricht der mittlerweile Achtjährige auch mit den Tieren oder reibt seine Nase an denen seiner pelzigen Freunde - so wie Murmeltiere sich auch untereinander begrüßen.

"Locke die Murmeltiere mit Karotten an"
"Die Murmeltiere in solchen Gebieten nähern sich den Touristen bis auf Handdistanz", weiß Michael Martys, Direktor des Innsbrucker Alpenzoos. "Doch Matteo scheint einen ganz besonderen Zugang zu den Tieren zu haben. Die Murmeltiere sehen das Kind sicherlich auch nicht so bedrohlich wie einen Erwachsenen", vermutet der Experte. Ein Glücksfall für die Fotografin, die ihren Sohn ungewollt zum Medienstar gemacht hat. Michaela Walch verkaufte die Fotos an eine Agentur, die sie Jahre danach druckte.

Und was sagt Matteo selbst zu seinem plötzlichen Ruhm? "Er ist mit seinem Vater in Norwegen auf Urlaub", erklärt seine Mutter. In einem Telefongespräch verriet Matteo aber sein Geheimnis: "Ich locke die Murmeltiere mit Karotten an, die wachsen dort nicht und sind für die Murmeltiere was ganz Besonderes." Einmal sei er gleich von etwa 20 Tieren umringt worden. "Angst habe ich dabei keine", meinte der Bub. Auch wenn die Tiere im Umgang mit ihm nicht zimperlich seien: "Ein paar Kratzer bekomme ich von den Krallen immer ab, aber das tut gar nicht weh."

"Frösche gerettet und kranke Steinmarder gepflegt"
Zu Hause in Innsbruck hat Matteo übrigens keine tierischen Spielgefährten. "Dafür fehlt in unserer Wohnung einfach der Platz", erklärt seine Mutter. Wann immer es geht, ist sie aber mit ihrem Sohn in der Natur unterwegs. "Wir haben schon zig Frösche und Igel gerettet und sogar kranke Steinmarder gepflegt." Und "Universum" ist im Hause Walch ein Pflichttermin.

In vier Wochen geht es wieder zurück in die beschauliche Glockner-Bergwelt. Ein Fernsehteam wird den "Murmeltier-Flüsterer" dann bei seiner "Arbeit" filmen.

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