Ermittlungen starten

EU plant DNA-Tests gegen Betrug mit Pferdefleisch

Ausland
14.02.2013 10:58
Die EU verspricht Aufklärung im Skandal um Fertigprodukte, die in zahlreichen europäischen Ländern Pferde- statt Rindfleisch enthielten. Helfen sollen eine groß angelegte Untersuchung über die komplexen Lieferketten in der Lebensmittelindustrie sowie DNA-Tests an angeblichen Rindfleischprodukten. Dabei geht es auch um schädliche Medikamentenrückstände in Pferdefleisch. Im März sollen erste Ergebnisse vorliegen, sagte EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg am Mittwoch nach einem Treffen mit den zuständigen Ministern in Brüssel.

Mitte Jänner deckten irische Behörden auf, dass tiefgekühlte Rindfleischburger eigentlich Pferdefleisch enthielten. Seither wurde derselbe Betrug in diversen Fertigprodukten in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden und der Schweiz aufgedeckt. Insgesamt könnten bis zu 16 Länder betroffen sein. Österreich ist nach bisherigem Erkenntnisstand nicht darunter.

Nun will die EU-Kommission genau untersuchen, welche Produkte falsch etikettiert wurden, woher und aus wie vielen Quellen das Fleisch genau stammt und wer von dem Betrug wusste. 2.500 Fleischprodukte in 27 Mitgliedsstaaten sollen auf den Prüfstand, forderte Borg im Namen der EU-Kommission die Mitgliedsstaaten auf. Die europäische Polizeibehörde Europol soll die Ermittlungen koordinieren.

Pferdefleisch kostet nur ein Viertel
Der Grund für den groß angelegten Betrug dürfte im niedrigen Preis liegen: Pferdefleisch kostet nur knapp ein Viertel dessen, was für Rindfleisch auf den Tisch gelegt werden muss. Dabei könnte der bewusste Etikettenschwindel nicht nur finanzieller Betrug an den Kunden sein, sondern auch noch gefährlich für deren Gesundheit.

Entzündungshemmendes Medikament als Gefahr
Schließlich wird Pferden zum Teil das entzündungshemmende Medikament Phenylbutazon gespritzt, das für den Menschen als schädlich eingestuft wird. Derart behandeltes Fleisch gilt laut EU-Gesundheitskommissar Borg als ungenießbar. Daher soll bei den angekündigten DNA-Tests, die Pferdefleisch nachweisen können, auch nach Phenylbutazon gesucht werden. 1.500 in die EU eingeführte geschlachtete Pferde sollten untersucht werden, zudem 2.500 in Europa geschlachtete Tiere.

Rindfleisch soll präziser etikettiert werden
Um derartige Skandale in Zukunft zu vermeiden, forderte Borg die EU-Kommission am Mittwoch auf, ihre Überlegungen zur präziseren Etikettierung von Rindfleisch-Produkten voranzutreiben. Das Grundproblem des Skandals scheint schließlich in den komplexen und für den Kunden nicht nachvollziehbaren Lieferketten der europäischen Lebensmittelindustrie zu liegen: Das Pferdefleisch stammt nach bisherigem Erkenntnisstand aus Schlachthöfen in Rumänien, wurde von Händlern aus den Niederlanden und Zypern an einen französischen Zulieferer verkauft und schließlich in einer luxemburgischen Fabrik verarbeitet - um dann in verschiedenste europäische Länder verkauft zu werden.

Rumänien weist jede Schuld von sich
Welche und wie viele Unternehmen von dem Betrug wussten, ist derzeit unklar, auch dieser Frage wird unter anderem Europol in den nächsten Monaten nachgehen. Rumänien hat sich jedenfalls bereits als unschuldig erklärt: Zwar werde im Land Pferdefleisch verkauft, aber dies werde immer klar angegeben, so der rumänische Premier Victor Ponta gegenüber der BBC.

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