Bei den für eine Radikalisierung empfänglichen Muslimen handle es sich vorwiegend um junge Männer ohne Perspektiven. Die meisten von ihnen seien sozial benachteiligt und Schulabbrecher, erklärte Kogler. Man wolle eine "Hysterie" vermeiden, sagte er. Der Großteil der Muslime hierzulande führe ein "geordnetes" Leben und habe damit nichts zu tun.
Bisherigen Erkenntnissen zufolge wisse man, dass es ein Netzwerk von Radikalisierten in Österreich gebe. Es bestehe aus "mehreren Zellen", die "nicht hierarchisch", aber "miteinander verwoben" seien, erklärte Kogler. In den Gruppen gebe es Schlüsselfiguren, die miteinander kommunizierten. Der Polizei fehlten aber "die Befugnisse, um auf die Kommunikation zuzugreifen", bedauerte Kogler und sprach sich für eine Befugniserweiterung der Behörden aus.
Enge Zusammenarbeit mit IGGiÖ
Beim Umgang mit Rückkehrern aus den Kampfgebieten arbeite man auf mehreren Ebenen: Zum einen gebe es eine Befragung durch die Behörden. Diese machten dann eine "Gefährdungseinschätzung" der Person, zudem setze man eine "Aufhellung des Umfelds" um, so Kogler. Die Behörden arbeiteten hier auch eng mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) zusammen.
Adam Bisaev von der europäisch-tschetschenischen Gesellschaft ist zwar gegen die Idee, in den bewaffneten Kampf zu ziehen und sich der Dschihadistischen Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen. "Aber ich kann das verstehen", sagte er in Bezug auf IS-Sympathisanten und IS-Kämpfer mit tschetschenischen Wurzeln.
Der letzte Tschetschenienkrieg von 1999 bis 2009 säße noch tief im Gedächtnis vieler Tschetschenen. Um sich an Russland zu rächen, sei Syrien attraktiv. IS kämpfe gegen Syriens Präsident Bashar al-Assad, der Unterstützung aus Moskau erhalte. Wirklich Angst um seine drei Söhne habe er, Bisaev, zwar nicht, aber "ganz beruhigt" sei er auch nicht. Er hoffe jedenfalls, einer möglichen Anziehungskraft radikaler Gruppen mit viel Aufklärungsarbeit entgegentreten zu können.
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