krone.at-Kommentar

Der neue Kanzler hat eine Chance – aber nicht lang

Österreich
17.05.2016 16:06

Er hätte vor "politischen Selbstmordattentätern, die sich dann alleine in einer Telefonzelle in die Luft sprengen", keine Angst, meint der neue Kanzler: In einer für österreichische Koalitions-Verhältnisse ungewohnt deutlichen Sprache sagt Christian Kern, was er denkt, was er vorhat. Und er schafft damit Heinz-Christian Strache ein Problem.

Der FPÖ-Chef hatte bisher das Monopol auf coole Sager, auf kurze und verständliche Forderungen. Jetzt ist er mit Kern im Ring, der einer schwächelnden ÖVP recht ehrlich "die Hand reicht", der Österreichs frustrierten Unternehmern einen "New Deal" anbietet, der alle Putsch-Storys als "'House of Cards' für Arme" weglächeln will.

Zumindest Letzteres wird nicht ganz so einfach gelingen: Für sämtliche Verlierer der an mittelamerikanische Verhältnisse erinnernden Machtübernahme muss es mehr geben als ein "House of Cards"-Scherzerl - die Freunde und Unterstützer Werner Faymanns haben Macht, Jobs und ihre Lebensaufgaben verloren. Auch diesen Gegnern innerhalb der SPÖ wird Christian Kern die Hand reichen müssen. Sonst kriselt's in der Partei weiter - bestes Beispiel sind dafür aktuell die wilden Grabenkämpfe in der Wiener SPÖ.

Eine Chance werden die von diversen "Neustarts" längst genervten Österreicher Christian Kern jetzt sicher gerne geben. Zeitlich ist diese wohl eher knapp bemessen: Die Arbeitslosigkeit steigt weiter, an den Grenzen wird mit Sommerbeginn der nächste Flüchtlingsansturm erwartet, weitere Übergriffe von Asylwerbern und Asylberechtigten auf unsere Frauen oder Kinder sind zu befürchten - all das wird die von Christian Kern bei seiner Rede erwähnte "schlechte Stimmung" in unserem Land nicht bessern.

Auch wenn der neue Kanzler redlich "die Hoffnung und nicht die Sorgen nähren will", wollen wir alle längst mehr als schöne Worte, mehr als ein besseres Marketing für eine weiter enttäuschend dahinplätschernde Regierungspolitik. Nur wenn Christian Kern auch rasch beeindruckende Taten vorweisen kann, wird ihm die Restaurierung der Sozialdemokratie gelingen.

Lassen ihn seine Parteifreunde scheitern, muss er vielleicht schon nach einem kurzen Gastspiel wieder aus dem alten roten Haus ausziehen. Die Genossen und die von ihnen gesteuerten "politischen Selbstmordattentäter" kennen ja bekanntlich wenig Gnade. Aber das weiß auch Christian Kern.

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