Nach dem plötzlichen Rückzug von SPÖ-Chef Werner Faymann wird nun Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der dem Kanzler zuletzt stets den Rücken gestärkt hatte, vorerst die Parteiführung übernehmen. Ein entsprechender Beschluss soll im Parteivorstand noch am Montag fallen. Der Rückzug von Faymann soll selbst Häupl "völlig überrascht" haben, hieß es aus Parteikreisen gegenüber der "Krone".
Die Granden der Sozialdemokraten wirkten von Faymanns Rücktritt glaubwürdig überrascht. Entsprechend gab es vorerst auch kaum Festlegungen, wer neuer Vorsitzender werden soll. Häupl sprach von einer "Phase des Nachdenkens". Und Nachdenken tue man am besten schweigend.
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl sprach sich dagegen aus, gleich Festlegungen zu treffen. Er gehe davon aus, dass Häupl in den kommenden Tagen oder Wochen Gespräche führe, bei denen ein neues Team zusammengestellt werde. Nicht allzu lange warten würde Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Es gelte nun, zusammenzurücken und rasch zu entscheiden, meinte er.
Video: SPÖ- Spitze rechnete nicht mit Faymann- Rücktritt
Kern als Kandidat genannt
Einzig die beiden nicht zu Faymanns Rücktrittserklärungen geladenen Landesparteichefs von Salzburg bzw. Vorarlberg zeigten klare Präferenzen, was die Parteispitze angeht. Der Vorarlberger Michael Ritsch betonte, er würde ÖBB-Chef Christian Kern präferieren. Salzburg Landesobmann Walter Steidl wünscht sich eine junge und kompetente Persönlichkeit. Kern wäre da ein Name, der ihm gute gefiele.
Wie in solchen Situationen üblich, wurden Faymann von allen Seiten Rosen gestreut. Selbst Steidl, der Faymanns Rücktritt gefordert hatte, zog vor diesem rhetorisch den Hut: Er habe der Partei einen guten Dienst erwiesen. Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid meinte, im Spiegel der Geschichte werde man sehen, dass Faymann ein ganz ausgezeichneter Bundeskanzler gewesen sei.
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