Ursache geklärt

Brückeneinsturz: Hilfsgerüst war falsch berechnet

Österreich
14.07.2015 12:11
Ein zu schwach dimensioniertes Hilfsgerüst war laut Asfinag die Ursache für den Einsturz einer in Bau befindlichen Brücke im steirischen Frohnleiten heuer im Februar. Insgesamt acht Gutachter - darunter auch jener der Staatsanwaltschaft - sind seit Monaten den Gründen des tonnenschweren Zusammenbruchs auf der Spur. Der Schaden dürfte laut Asfinag-Vorstand Alois Schedl unter fünf Millionen Euro bleiben.

Die Autobahngesellschaft präsentierte die vorläufigen Ergebnisse am Dienstag beim Pressegespräch nahe der Baustelle der S35, Brucker Schnellstraße. Dort war am 21. Februar kurz nach der Durchfahrt eines Personenzuges der ÖBB eine fast fertige Brücke der Schnellstraße auf die Gleise gestürzt. Verletzt wurde niemand, aber mehrere Menschen in umliegenden Häusern waren wohl gefährdet. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt wegen Gemeingefährdung.

"Fehler bei der Dimensionierung des Lehrgerüsts"
Die Gutachter haben knapp fünf Monate nach dem Einsturz die Ursache gefunden: "Es gab einen Fehler bei der Dimensionierung des Lehrgerüsts", erklärte Schedl. Demnach war es zwar für die rund 800 Tonnen Beton ausgelegt, jedoch nicht für das anschließende Vorspannen und Ausschalen. Es sei besonders bei einem Pfeiler zu einer "massiven Überbelastung" gekommen. Als dann auch noch Vibrationen durch den Zug verursacht wurden, habe das Hilfsgerüst versagt.

Beim Neubau der Brücke, der am Mittwoch starten soll, wird nun eine andere Methode angewendet als zuletzt. Nun soll direkt auf Höhe der endgültigen Position gebaut werden - zuvor wurde die fertige Brücke erst zum Schluss rund 1,2 Meter abgesenkt.

Fünf Millionen Euro Gesamtschaden
Neben der Bauposition verändern sich auch die Kosten: Der Brückenabschnitt wird nun statt rund 300.000 Euro etwa 500.000 Euro kosten, auch die Zugverbindung muss öfter im Zuge des Baus gesperrt werden - statt drei Mal zwei Tage nun fünf Mal zwei Tage. Die höheren Kosten fließen auch in den Schaden, der durch den Einsturz entstanden war. Hinzu kommen rund 1,4 Millionen Euro Schaden an der ÖBB-Infrastruktur, etwa 700.000 Euro an Kosten für den Schienenersatzverkehr, vermutlich noch zwei Millionen Euro für Güterverkehrumleitungen, 200.000 Euro für die Beseitigung der eingestürzten Brücke sowie die verlorenen 300.000 Euro durch den Einsturz der ersten Brücke. Damit liegt der Gesamtschaden unter fünf Millionen Euro und ist zwar hoch, aber weniger als am Anfang vermutet, sagte Schedl.

Zusätzlicher Prüfer bei kommendem Brückenbau
Die Asfinag will aus dem Einsturz ihre Lehren gezogen haben und installiert ab sofort einen zusätzlichen Prüfer, der unabhängig alles nachrechnet. Im Fall von Frohnleiten habe ein einziger Statiker - ein Zivilingenieur - die Berechnung für das Lehrgerüst erstellt. Die Planer hatten das Gerüst vor dem Betonieren abgenommen und damit freigegeben.

Die Asfinag will den entstandenen Schaden den Baufirmen und Subunternehmen weitergeben, da diese die Verantwortung dafür hatten. Ansprüche auf Pönalen, weil die Baustelle nicht wie geplant im Oktober, sondern wohl erst Ende des Jahres fertig wird, gebe es seitens der ÖBB an die Asfinag noch keine. Darüber müsse man nach Fertigstellung sprechen. Seitens der Staatsanwaltschaft Graz hieß es, dass vor Ende Juli kein abschließendes Gutachten vorliegen soll.

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