Neonazis beauftragt

Brandstiftung: Fünf Jahre Haft für Ex-Rotlichtboss

Österreich
11.04.2014 11:05
Ein Ex-Rotlichtboss, der unter anderem die Neonazi-Organisation "Objekt 21" mit Brandstiftungen in Bordellen beauftragt hatte, ist am Freitagvormittag im Landesgericht Wels zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der 53-Jährige nahm den Richterspruch an, der Staatsanwalt gab jedoch keine Erklärung ab. Daher ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Der Staatsanwalt sagte in seinem Schlussplädoyer, dass der Angeklagte im Vorverfahren Hintergründe genannt und zur Aufklärung beigetragen habe. Er habe das "Objekt 21" finanziell unterstützt und sich damit der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung schuldig gemacht. Zudem handle es sich um eine Vielzahl von Verbrechen. Mildernd sei, dass er den Schaden teilweise gutgemacht habe, unbescholten und geständig sei.

"Im Leben eine falsche Abzweigung genommen"
"Welche Strafe hat er dafür verdient?", fragte Verteidiger Nikolaus Rast (Bild re.) die Schöffen. Er strich ebenfalls heraus, dass sein Mandant einen Beitrag zur Wahrheitsfindung geleistet habe, geständig und unbescholten sei. Man könne das Urteil daher "sehr weit unten ansiedeln", fand er. "Mein Mandant hat im Leben eine falsche Abzweigung genommen." Er habe das Geld an das "Objekt 21" nicht gezahlt, um die Neonazis zu unterstützen, sondern um Hilfe zu bekommen. Der Anwalt sieht daher im Vergleich zum Staatsanwalt keine Mitgliedschaft in der kriminellen Vereinigung.

Angeklagter will Schaden wiedergutmachen
Die drei Privatbeteiligten-Vertreter verlangten 1.000 Euro, knapp 560.000 Euro und 334.000 Euro Schadenersatz, großteils für Schäden an Gebäuden oder Mietentgang. Der Angeklagte erkannte die ersten beiden Forderungen voll, von der dritten nur 100.000 Euro an. "Ich will die Forderungen gutmachen. Dafür muss ich arbeiten", schloss sich der Angeklagte in seinem Schlussworten dem Appell seines Verteidigers nach einem milden Urteil an.

Kriminelle Machenschaften von Neonazi-Verein
Das "Objekt 21", das sich zuletzt im Bezirk Vöcklabruck eingenistet hatte, beschäftigt die Behörden seit Jahren an zwei Fronten: einerseits wegen der nationalsozialistischen Umtriebe des Vereins, andererseits wegen des damit zusammenhängenden kriminellen Netzwerks in der Rotlichtszene.

Im Frühjahr 2010 tauchte das "Objekt 21" erstmals in den Medien auf. Die Neonazi-Gruppierung soll u.a. einen Internet-Versand betrieben haben. Als Kopf der Organisation galt - wenn auch ohne offizielle Vereinsfunktion - ein heute 29-Jähriger, der zuvor Anführer des "Kampfverbandes Oberdonau" (Bezeichnung für OÖ während des Dritten Reiches, Anm.) gewesen war.

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes schätzt, dass die Gruppe um das "Objekt 21" aus rund 200 Personen bestand. Vor Gericht landeten wegen der braunen Umtriebe nur wenige davon: 2012 wurde ein Mitglied wegen Handels mit verbotenen Gegenständen zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt. Vergangenen Herbst bekamen sieben Männer aus der Führungsriege wegen Wiederbetätigung teils langjährige Gefängnisstrafen aufgebrummt (siehe Infobox).

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