Räumung beendet

Wiener Polizei führte 19 Hausbesetzer ab

Österreich
28.07.2014 21:01
Die Räumung der besetzten "Pizzeria Anarchia" in Wien-Leopoldstadt ist am Montagabend nach knapp zehn Stunden zu Ende gegangen. Bis 20.30 Uhr wurden insgesamt 19 Aktivisten in Begleitung von Polizeibeamten aus dem Gebäude gebracht und abgeführt. Sie werden nach Angaben der Polizei wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung angezeigt. Laut derzeitiger Bilanz wurden 3 Polizeibeamte durch Flüssigkeiten leicht verletzt.

Der Exekutive, mit Riesenaufgebot seit Montagvormittag im Einsatz, war es erst am späten Nachmittag gelungen, auch in das dritte und somit oberste Stockwerk des besetzten Gebäudes in der Mühlfeldgasse vorzudringen. Gegen 18.30 Uhr wurden ein Mann und zwei Frauen nach draußen begleitet, die von einer Handvoll in der nahegelegenen Heinestraße verbliebener Sympathisanten mit den Worten "Eins, zwei drei, lasst die Leute frei!" begrüßt wurden.

Als die Räumungsaktion dann schon zu Ende schien, wurden gegen 20.30 Uhr weitere Aktivisten aus dem Gebäude gebracht. Offenbar hatten sich 16 Personen, zwölf Männer und vier Frauen, auf unbekannte Weise Zugang zur zuvor bereits geräumten "Pizzeria Anarchia" im Erdgeschoss des Wohnhauses verschafft.

Eine offizielle Bestätigung für die Beendigung der Operation vermeldete die Polizei schließlich kurz vor 21 Uhr. Nun werde das Haus laut einem Bericht des Radiosenders FM4 aufgeräumt, Schäden dokumentiert und dann dem Hausbesitzer übergeben.

Zwölf Festnahmen vor Gebäude
Bereits vor der Räumung des besetzten Hauses waren am Nachmittag zwölf Personen festgenommen worden - laut Polizeisprecher Roman Hahslinger wegen Missachtung des verhängten Platzverbots, aggressiven Verhaltens oder Anstandsverletzung. Zum Abtransport des Sperrmülls, mit dem die Besetzer offenbar seit Tagen den Eingangs- und Stiegenbereich des Hauses versperrt hatten, wurde ein Spezialtrupp der MA 48 abgestellt. Insgesamt wurden mehr als 70 Kubikmeter Müll und 18 Kubikmeter Eisen weggeschafft, hieß es.

Über die Anzahl der Einsatzkräfte waren die Meldungen zunächst auseinandergegangen: Laut Bundesministerium waren insgesamt rund 1.700 Beamte in den Einsatz involviert. Wie die "Krone" erfuhr, befanden sich rund 500 Polizisten vor Ort, die regelmäßig ausgetauscht wurden. Nach Beendigung des Einsatzes teilte die Polizei dann mit, dass die Anzahl der eingesetzten Kräfte im Aktionsbereich im Schnitt um die 400, zu Spitzenzeiten 500 Beamte, betrug. Die hohe Anzahl an Einsatzkräften wurde u.a. damit erklärt, dass man im Umfeld mit Demonstrationen gerechnet hatte.

Mit Eiern und Buttersäure gegen Wasserwerfer
Der Räumungseinsatz hatte die Polizei seit dem Vormittag beschäftigt. Die Aktivisten, die sich im Haus verschanzt hatten, leisteten mit massiven Barrikaden Widerstand gegen die gerichtlich angeordnete Räumung: Sie bewarfen die Polizisten mit Eiern, Federn und Farbe. Die Polizei antwortete mit Wasserwerfern. Die Besetzer versuchten sich auch mit übel riechender Buttersäure gegen die Räumung zu wehren, auch von aus dem Fenster urinierenden Personen wurde berichtet.

Erst nach stundenlangem langsamem Weiterkommen konnte die Exekutive schließlich Schritt für Schritt bis in das letzte Stockwerk vordringen. Hahslinger berichtete am Abend unter anderem auch von einer "lebensgefährlichen Falle" in dem Haus. Dabei hätte ein Herd aus großer Höhe auf die Einsatzkräfte fallen sollen, so der Polizeisprecher.

Absperrgitter erbeutet
Am Montagmorgen hatte die Exekutive den Demonstranten noch unfreiwillig mit den Barrikaden geholfen. Bereits kurz nach 5 Uhr hatte ein Polizei-Lkw in der Fugbachgasse eine Ladung Tretgitter abgeladen. Diese hatten sich kurze Zeit später die Punks unter den Nagel gerissen und damit die Mühlfeldgasse in Richtung Heinestraße gesperrt. Die Absperrungen waren unbewacht gewesen. Ein "logistischer Fehler", wie Polizeisprecher Roman Hahslinger erklärte.

Neo-Bewohner solidarisierten sich mit Stammmietern
Das Gebäude ist seit zweieinhalb Jahren besetzt. Damals war den Besetzern vom Hauseigentümer selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutliches Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen vertreiben, um die Liegenschaft umbauen und gewinnbringend verwerten zu können.

Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den verbliebenen Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist in dem Haus wohnen. Für Montag war nun die Durchführung der richterlich angeordneten Delogierung angesetzt.

Die Räumungsaktion sorgte auch auf kommunalpolitischer Ebene für Debatten (siehe Infobox). Während die Grünen den "überbordenden" Polizeieinsatz kritisierte, stellten sich die FPÖ und ÖVP demonstrativ hinter die Exekutive.

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