Prozessauftakt

Baby im Burgenland brutal misshandelt: Eltern vor Gericht

Österreich
26.06.2013 18:58
Am Eisenstädter Landesgericht müssen sich seit Mittwochvormittag die Eltern jenes Babys aus dem Südburgenland verantworten, bei dem im vorigen September schwere Misshandlungen festgestellt worden waren. Vor dem Schöffensenat traten die 23-jährige Mutter und der 25-jährige Vater gegeneinander an, beide stritten die Taten ab. Die 23-Jährige beteuerte im Prozess: "Ich war so eine schlechte Mutter."

Dass sie eine schlechte Mutter gewesen sein soll, bezog die Angeklagte jedoch nicht auf die ihr vorgeworfene fortgesetzte Gewaltausübung gegen ihre Tochter, sondern darauf, dass sie bereits wenige Wochen nach der Geburt lieber feiern ging, anstatt sich um ihre beiden kleinen Kinder zu kümmern. Diesen Job übernahm dann meist der 25-Jährige, der sowohl von mehreren Zeugen als auch von der 23-Jährigen selbst als guter Vater bezeichnet wurde.

Angeklagte verwickelt sich in Widersprüche
Die Angeklagte gab sich vor Gericht zwar als besorgte Mutter und brach des Öfteren in Tränen aus, dennoch verwickelte sie sich immer wieder in Widersprüche. So ließ sie den 25-Jährigen mehrmals alleine auf die Kinder aufpassen, obwohl er ihr gegenüber "mindestens zehn, 15 Mal" handgreiflich geworden sein soll. Laut einer Fürsorge-Betreuerin dürfte die 23-Jährige ein Problem mit der emotionalen Bindung zu ihren Kindern gehabt haben.

Die zahlreichen Verletzungen ihrer Tochter seien der Angeklagten nicht aufgefallen. Zwar habe das Kind gejammert, als man es hochhob, aber generell nicht oft geweint. Nur drei Wochen nach der Geburt war eine Schwellung an der Schläfe Grund für einen Besuch beim Kinderarzt, einige Wochen später war das Kind wieder verletzt. Im September des Vorjahres entdeckte der Vater schließlich eine Schwellung am Ohr.

Was danach folgte, schien auch für Richterin Birgit Falb unglaublich. Anstatt ins Krankenhaus zu fahren, rief die 23-Jährige den Kinderarzt - dieser war nicht erreichbar. Danach folgten zwei verschiedene Versionen: Während der Vater darauf bestanden haben will, der Mutter gesagt zu haben, sie möge im Spital anrufen, behauptete sie, er habe ihr davon abgeraten. "Er hat mir Angst gemacht. Er hat gesagt, ich soll ja nicht anrufen, die nehmen uns die Kinder weg."

Zahlreiche Verletzungen bei Mädchen festgestellt
Tatsächlich fuhr niemand sofort mit dem schwerverletzten Kind ins Spital. Erst drei Tage später kam alles ans Tageslicht. "Was haben Sie sich dabei gedacht, als Ihnen die Ärzte gesagt haben, was alles ist?", fragte Falb. "Ich hab' mir gedacht, wie's so was geben kann", antwortete die 23-Jährige.

Die Liste mit den zahlreichen Verletzungen, die die Richterin vorlas, ertrug die Mutter nicht: "Bitte hören Sie auf, das vorzulesen." "Das ist aber die Realität", so die Vorsitzende des Schöffensenats. Bei dem Säugling war im September 2012 eine Vielzahl von Verletzungen festgestellt worden - darunter mehrfache Rippenbrüche, Brüche des rechten Schulterblattes und des Schlüsselbeins sowie beidseitige Unterarm- und Unterschenkelfrakturen. Die schwerste Verletzung war laut Staatsanwalt ein Schädelbruch.

Der 25-jährige Vater habe die ihm zur Last gelegten Taten nicht begangen, erklärte sein Verteidiger, Andreas Jeidler, der für einen Freispruch plädierte. Werner Dax, Verteidiger der Mutter, meinte, dass er der Frau glaube und "zutiefst überzeugt" sei, dass sie das Baby nicht geschlagen habe.

Laut psychiatrischem Sachverständigen Anton Freunschlag habe die Mutter eine "emotional instabile Persönlichkeit", der Vater sei ihr "nicht gewachsen". Beiden seien jedoch zurechnungsfähig. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Schöffensenatsvorsitzende Falb hat mehrere Zeugen, darunter die Patentante des Mädchens, eine Freundin, den Kinderarzt, Polizisten sowie drei weitere Sachverständige geladen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele