84-Jähriger getötet

Familie klagt an: Polizeikugel traf beinahe Enkel

Österreich
03.05.2010 09:25
Im Fall des bei einem Polizeieinsatz getöteten 84-Jährigen in Laakirchen (OÖ) hat sich jetzt die Familie des Pensionisten mit Kritik an der Exekutive zu Wort gemeldet. Josef S., Schwiegersohn des Getöteten, berichtete am Wochenende der "Krone", dass bei dem verhängnisvollen Einsatz beinahe sein Sohn von einer Polizeikugel getroffen worden wäre. Die Exekutive habe bisher völlig verschwiegen, dass in der Nacht auf Mittwoch auch der 43-jährige Enkel des Pensionisten zugegen war. Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf die Amtsverschwiegenheit.

"Mein Respekt gilt jenem besonnenen 36-jährigen Beamten, der in der gleichen bedrohlichen Situation zwar auch seine Dienstwaffe gezogen, aber nicht gegen meinen Schwiegervater gerichtet hat", so der 67-jährige Schwiegersohn zur "Krone".

Zur Tatrekonstruktion vom Freitag (Bild) meinte er: "Ich bin nur froh, dass wenigstens mein Sohn das Glück hatte, nicht verletzt oder ebenfalls getötet worden zu sein." So schildert S. den Hergang der Ereignisse Anfang der vergangenen Woche:

"Schleicht's euch!"
Mittwoch, 1.45 Uhr früh, Laakirchen, Weinstraße Nr. 10: Der 22-jährige Zeitungszusteller Klaus A. kommt an die falsche Adresse, wird für einen Einbrecher gehalten, vom Hausbesitzer mit einer Pistolen-Attrappe verjagt. 2.05 Uhr: Der bedrohte, geschockte und geflüchtete Mann ruft die Polizei Gmunden zu Hilfe.

2.15 Uhr: Die Streife kommt ohne Blaulicht, ohne Dienstkappen. Die Beamten klingeln und klopfen vergeblich beim Pensionisten, der die Polizisten offenbar ebenfalls für Einbrecher hält. Als sie sich zurückziehen, wagt sich der schwerhörige Hausbesitzer mit seinem Gehstock und einer Walther-P38-Replika heraus – die Waffe zum Boden gerichtet: "Schleicht's euch! Ihr kennt mich eh, wir haben eh schon was z'tun g'habt."

Tödliche Kugel schlug knapp vor Enkel ein
Im Laufe des Wortwechsels eröffnet einer der Beamten, 30 Jahre alt, das Feuer. Ein erster Schuss verfehlt den Pensionisten knapp in Kniehöhe – und weckt den 43-jährigen Enkelsohn im ersten Stock: Der Mann rennt hinunter, sucht den Opa im Parterre. "Die paar Sekunden Zeitverlust waren lebensrettend", meint nun sein Vater.

Denn als der Sohn zur Haustür läuft, schlägt knapp vor ihm der zweite Schuss in den Zählerkasten ein. Jenes Glock-17-Projektil, das die Brust und das Herz des Großvaters soeben glatt durchschlagen hatte. "Es wurde bisher völlig verschwiegen, dass ein Schuss beinah zwei Opfer gefordert hätte", klagt nun die Trauerfamilie an.

Nach Tatrekonstruktion: Kein dringender Tatverdacht mehr
Vonseiten der Ermittlungsbehörden hieß es am Sonntag lediglich, dass die Tatrekonstruktion wie geplant am Freitag durchgeführt worden war und die Staatsanwaltschaft Wels aufgrund der Ermittlungsergebnisse nun nicht mehr von einem dringenden Tatverdacht in Richtung Mord ausgehe. Zum Hergang wurden keine Angaben gemacht, weil die Aussagen der insgesamt sieben Zeugen bei der Tatrekonstruktion noch überprüft werden müssten, hieß es. Außerdem müsse die Amtsverschwiegenheit eingehalten werden.

Die Polizeibeamten würden weiterhin psychologisch betreut. Die Angehörigen des 84-Jährigen hätten eine therapeutische Unterstützung hingegen abgelehnt, betonte Staatsanwalt Christian Hubmer am Sonntag. Laut Obduktion starb der Pensionist nach einer Verletzung des Herzvorhofes an einem Blutungsschock.

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