Kokain-Prozess

37.500 Euro Strafe für Rainhard Fendrich

Österreich
22.12.2006 08:52
Rainhard Fendrich ist in der Kokain-Affäre mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen. Ein Wiener Schöffensenat hat den Austropopper zu einer unbedingten Geldstrafe in Höhe von 37.500 Euro verurteilt. Zuvor war davon die Rede, dass ihm bis zu einem halben Jahr Haft drohen könnte. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Was Prominente zum Prozessausgang sagen, kannst du in unserer Linkbox nachlesen!

Fendrich wurde auch wegen Weitergabe des Rauschgifts verurteilt - allerdings in weit geringeren Mengen als von der Anklage angenommen. Vor allem wurde er gänzlich vom Vorwurf freigesprochen, einem in die Insolvenz geschlitterten Wiener Schneider 20 bis 30 Mal Kokain überlassen zu haben. Das Gericht schenkte den dahin gehenden Angaben dieses Zeugen keinen Glauben. Das Urteil nach dem Suchtmittelgesetz ist bereits rechtskräftig.

Fendrich erleichtert, beinahe heiter
"Es war klar, dass ich eine Strafe bekommen werde. Ich bin jetzt froh, dass ich es hinter mir habe", nahm der Künstler unmittelbar nach der Urteilsverkündung vor einer Vielzahl von in- und ausländischen Journalisten Stellung zum zu Ende gegangenen Strafverfahren. Fendrich wirkte erleichtert, beinahe heiter. Er habe mit einer Strafe gerechnet, zumal er ja seinen jahrelangen Kokain- Konsum umfassend gestanden habe. "Für mich beginnt jetzt ein neuer Lebensabschnitt", kündigte der Entertainer an, "und Kokain ist in diesem Leben kein Thema mehr."

Zu seinen Zukunftsplänen befragt, erwiderte Fendrich: "Ich habe morgen eine Weihnachtsfeier mit meinem Kindern. Am Freitag feiere ich mit meiner Lebensgefährtin in Berlin. Auf die abschließende Frage, auf was er sich am meisten freue, erwiderte der Entertainer mit größtmöglichem Charme: "Auf Ruhe!"

Weniger Freude dürften die beiden weniger prominenten Mitangeklagten mit dem Ausgang des Strafverfahrens haben: Der "kleine Fredi", ein 62-Jähriger kaufmännischer Angestellter, der seit fast 20 Jahren die Wiener Schickeria mit Kokain versorgt haben soll, fasste eine unbedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren aus. Der Betreiber eines bekannten Lokals, der sozusagen auch die frühere Nobel-Droge auf dem Speiseplan gehabt haben soll, bekam neun Monate Haft, davon drei Monate unbedingt. Die beiden Männer, mit deren Hilfe Fendrich in erster Linie seinen Kokainbedarf abgedeckt haben soll, akzeptierten ihre Strafen.

"...nicht exzessiv, dass einem die Schädeldecke wegfliegt"
"Ich nehme seit 15 Jahren Kokain. Ich bin durch die Szene dazu gekommen", hatte Fendrich in der Verhandlung dem Schöffensenat gestanden. Seinen Angaben zufolge soll vor allem der Tod seiner kleinen Tochter im Jahr 1989 einen verstärkten Drogenkonsum zur Folge gehabt haben. Er habe aber immer wieder "Zwangspausen" eingelegt, "weil es mir gesundheitlich nicht gut getan hat." Zuletzt habe er das Suchtgift "nicht exzessiv, dass einem die Schädeldecke wegfliegt" genommen, verriet Fendrich: "Es war eher in kleinen Dosen, dass ich arbeiten konnte."

Während der letzten Tournee hätten ihn "schwere Depressionen, schwere Persönlichkeitsverrückungen" geplagt. Er habe sich schließlich in psychiatrische Behandlung begeben, die nach wie vor andauere. Inzwischen sei er clean, die Therapie "schlägt gut an", betonte der Entertainer.

Fendrichs Kokain-Beichte
Fendrich war Anfang April 2006 von der Polizei in einem Wiener Hotel gestört worden, wo er sich auf auf einen Auftritt vorbereitete. Er sollte am nächsten Tag in der Stadthalle ein Konzert geben. Die Beamten konfrontierten den Künstler mit den Ergebnissen monatelanger Ermittlungen in der Suchtgift-Szene, worauf Fendrich seine so genannte Kokain-Beichte ablegte: Er nannte nicht nur jene beiden Männer, die ihn seit Jahren mit Kokain beliefert hatten. Er gab auch andere angebliche "Kunden" des bekannten Lokal-Besitzers und des "kleinen Fredi" preis.

Die Polizei habe im Zuge der Einvernahme ihm gegenüber Namen genannt, "die sie eh schon wussten", versicherte Fendrich. Er habe von sich aus niemanden "geoutet". Man habe ihn "mit Situationen und Bildern konfrontiert" und ihn gefragt, ob er etwas dazu sagen könne. Er habe darauf hin unter anderem die Namen von Prominenten erwähnt, "von denen ich vom Hörensagen wusste, dass sie Konsumenten sind, ohne dass ich sie dabei gesehen habe."

Die Austropop-Ikone nutzte den Prozess auch für eine umfassende Entschuldigung: "Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die unter mir gelitten haben. Ich habe geglaubt, ich habe diese Droge im Griff. Das Gegenteil war der Fall. Meine Persönlichkeit hat sich verändert. Das tut mir Leid für jene, die mit mir gearbeitet haben. Und vor allem für meine Kinder."

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