Ärztebedarfsstudie

2030 könnten bis zu 10.000 Mediziner fehlen

Österreich
20.07.2012 12:55
Derzeit hat Österreich die höchste Ärztedichte Europas. 2030 könnten allerdings zwischen 2.800 und 7.400 Ärzten fehlen. Das besagt eine im Auftrag von Ärztekammer, Gesundheits- und Wissenschaftsministerium durchgeführte Bedarfsstudie, die am Freitag präsentiert wurde. Würde die EU die derzeit geltende Quotenregelung für das Medizin-Studium kippen, durch die 75 Prozent der Anfänger-Studienplätze für österreichische Maturanten reserviert sind, fehlten laut Studie bis 2030 weitere 2.500 Mediziner. Damit könnte es 5.300 bis 9.900 Ärzte zu wenig geben.

Die ursprünglich schon für 2011 angekündigte Ärztebedarfsstudie soll Basis für eine koordinierte österreichweite Planung sein. Für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle ist sie gleichzeitig ein wichtiges Argument gegenüber der EU-Kommission für die Verlängerung des Moratoriums zur Mediziner-Quote. 2007 hatte die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren für fünf Jahre auf Eis gelegt, mit November würde das Moratorium auslaufen.

Verschiedene Szenarien berechnet
In der Ärztebedarfsstudie wurden zwei Szenarien berechnet: In einem Fall wurde von einem etwas höheren Pensionsantrittsalter von Medizinern und etwas geringerem Leistungsumfang von Wahlärzten ausgegangen. Folge wäre, dass in den nächsten zwölf Jahren genug Ärzte zur Verfügung stünden, erst danach käme es zu einem Mangel sowohl an Allgemein- als auch Fachärzten. Bis 2030 würden rund 1.100 Allgemeinmediziner und 2.200 Fachärzte fehlen, gleichzeitig wird ein Überangebot von 500 Zahnmedizinern erwartet. Insgesamt gäbe es damit 2.800 Ärzte weniger als benötigt.

Das zweite Modell geht von einem etwas niedrigeren Pensionsantrittsalter und umfangreicheren Leistungen der Wahlärzte aus. Das würde bereits in den kommenden Jahren zu einem Aufklaffen der Lücke zwischen Bedarf und Angebot führen, die stärkste Verschärfung der Situation wird demnach zwischen 2020 und 2025 erwartet. Bis 2030 gäbe es laut dieser Berechnung fast 2.500 Allgemeinmediziner und 5.200 Fachärzte weniger als benötigt, die Zahl der Zahnärzte wäre um rund 240 größer als der Bedarf. Insgesamt würden rund 7.400 Ärzte fehlen.

Einige Unsicherheitsfaktoren trüben die Aussagekraft
Die Aussagekraft der Studie wird allerdings laut den Autoren durch einige Unsicherheitsfaktoren eingeschränkt: So fehlen Daten zum tatsächlichen Leistungsumfang von Wahlärzten, die die Hälfte der niedergelassenen Ärzte ausmachen. Zusätzlich gibt es keine validen Daten zum tatsächlichen Pensionsantrittsalter von Ärzten sowie zum tatsächlichen Ausmaß der Abwanderung von Medizinabsolventen und Ärzten ins Ausland.

Nicht berücksichtigt wurden bei den Prognosen auch regionale Problemlagen wie die mangelnde Bereitschaft vieler Ärzte, sich am Land niederzulassen. Außerdem wird in der Studie darauf hingewiesen, dass es auch zwischen den Fachrichtungen große Unterschiede gibt. So fehlen schon jetzt Ärzte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Urologie und Gynäkologie sowie für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten.

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