Lautstarker Jubel

Cherkaouis “Babel” begeistert Publikum im Festspielhaus

Niederösterreich
31.10.2010 11:26
Die Österreichische Erstaufführung des Stücks "Babel (words)" von Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet ist am Samstagabend im Festspielhaus St. Pölten von einem sehr jungen Publikum mit sichtlicher Begeisterung aufgenommen worden. Produziert wurde das Werk von Cherkaouis Company "Eastman vzw." und dem Theatre Royal de La Monnaie / De Munt in Brüssel, wo im Frühjahr die Uraufführung stattgefunden hat.

"Wir werden daran erinnert, dass für manche die Geschichte von Babel das Tor zur Aufklärung bedeutet und für andere - Chaos, Verwirrung, Konflikt", wird der flämisch-marokkanische Choreograf Cherkaoui, diesjähriger Artist in Residence am Festspielhaus, im Programmheft zitiert. Wenn dies der Schlüssel zum Zugang des Stücks sein soll, dann überwiegt das Moment der Verwirrung, allerdings auf virtuosem Level und durchaus vergnüglich. In einem mobilen Quadergestänge (Antony Gormley) statt des Turms zu Babel tummeln sich zwölf Tänzer aus aller Herren Ländern und sorgen mit einem sportiven Mix aus Pantomime, Slapstick, Catchereien in Zeitlupe, automatenhaften Bewegungsabläufen (die u.a. virtuelle Kommunikationsmuster karikieren sollen) und kompakten populärwissenschaftlichen Kurzvorträgen für hundert turbulente Minuten.

Angetrieben von Live-Musik zwischen Mittelalter-Anklängen, Ethno-Pop und arabischen Vokalisen steigert sich der Verlauf einem Finale entgegen, dessen unschlüssige Dramaturgie sogar verfrühten Schlussbeifall hervorruft. Da fegt die resolute Raumpflegerin die liegenden Leiber wie Bodenlurch von der Bühne, aber es folgt die Auferstehung, es bleiben Herzschlag und Atem, durchbrochen von Anrufungen Allahs, bis sich eine Reihe formiert, sich aneinander abmühend, um letztlich doch zu zerfallen und gruppenweise in die Stangengevierte zurückzutreten.

Die Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Mentalitäten bedeutet Reichtum und Konfliktpotenzial zugleich, Vereinheitlichung bringt Einheit, aber auch Verarmung. Eine Lösung gibt es da nicht, auch wenn bisweilen Hoffnung durchschimmert. Charkaoui hatte sich viel vorgenommen mit diesem Stück voller Mythen und Anspielungen, als Katalysatoren fungieren Ironie und Humor. Lautstarker Jubel für "Babel", das außer in Brüssel und St. Pölten auch noch in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Luxemburg, der Schweiz, Italien und Deutschland zur Aufführung gelangt.

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