"Bomben"-Ansturm

Ursula Niemetz: “Wir sind den Kunden so dankbar”

Wirtschaft
06.02.2013 14:30
Leer gekaufte Regale, Zigtausende Fans auf Facebook, Riesenschlangen im Fabriksverkauf - seit der Insolvenz bricht die Solidaritätswelle mit dem Schwedenbomben-Hersteller Niemetz alle Rekorde. Die Nachfrage nach der süßen Leckerei geht dabei so weit, dass die Wiener Firma derzeit mit Herstellung und Auslieferung kaum nachkommt. Laut dem Masseverwalter ist die Produktion aber vorerst gesichert. Dynastie-Erbin Ursula Niemetz zeigte sich vom Engagement der Schwedenbomben-Fans überwältigt: "Wir sind den Kunden so dankbar!"

Beim "Krone"-Lokalaugenschein am Dienstagnachmittag im Fabriksverkauf der Firma Niemetz am Rennweg im Wiener Bezirk Landstraße geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Egal ob Geschäftsmann, Hausfrau oder Arbeiter - alle wollen einen Karton der süßen Köstlichkeiten erstehen. "Ich wurde von meinen Bürokollegen abkommandiert", schmunzelt die Geophysikerin Ingrid Schattauer (linkes Bild). "Für mich sind mit den Schwedenbomben tolle Kindheitserinnerungen verbunden, ich möchte mich daher solidarisch zeigen."

Schon Zehntausende Schwedenbomben-Fans auf Facebook
Und damit ist sie derzeit nicht allein: Auf der Facebook-Seite "Rettet die Niemetz Schwedenbomben" hatte ein User am Sonntag zu Solidaritätskäufen aufgerufen: "Morgen Großeinkauf Schwedenbomben! Wer ist dabei?" Die Gruppe zählte Mittwochmittag mehr als 35.000 Mitglieder - Tendenz weiter steigend. "Um den Absatz anzukurbeln bin ich für: 'Schwedenbomben statt Faschingskrapfen'", schreibt etwa ein Unterstützer.

Unterstützt auch du die Rettung der Schwedenbomben? Stimm ab in der Infobox!

Einige User erinnern sich auch daran, dass die schaumgefüllte Leckerei aus ihrer Kindheit nicht wegzudenken gewesen wäre. Ein User schlägt gar eine Bürgerbeteiligung an dem Süßwarenhersteller vor: "Werden wir doch alle Investoren bei Niemetz. Ich organisier das kostenlos, bin ja mit Schwedenbomben aufgewachsen! Dann sind die Schulden bezahlt und die Firma gehört uns allen (zumindest ein wenig)." Und auch international reagierte man bereits auf das drohende Aus: Eine Seite von US-Österreichern ("USAustrians") auf Facebook erklärte sich mit den heimischen Bomben-Fans solidarisch: "Come on USAustrians! Rettet die Schwedenbomben!"

Dankbarkeit bei Geschäftsführung und Masseverwalter
Dynastie-Erbin Ursula Niemetz und Geschäftsführer Steve Batchelor zeigten sich überwältigt von der Solidaritätswelle: "Wir sind den Kunden so dankbar! Sie hoffen, dass wir es schaffen und ihnen auch in Zukunft die Qualität bieten können, die uns bekannt gemacht hat."

Am Mittwochnachmittag meldete sich auch Masseverwalter Stephan Riel erstmals zu Wort. Er ließ in einer schriftlichen Stellungnahme ausrichten, dass das Unternehmen unter seiner Aufsicht fortgeführt werde und die Produktion vorerst sichergestellt sei. Man bemühe sich, die stark gestiegene Nachfrage "raschest" zu befriedigen.

Im Namen der Firma bedankt sich Riel für "zahlreiche Solidaritätsbekundungen, vor allem bei den Mitgliedern der Facebook-Gruppe. Die beste Unterstützung für die Firma Niemetz liegt im Verzehr ihrer Produkte", so Riel.

Liquidität durch Factoring-Finanzierung
Eine Factoring-Finanzierung soll für schnelle Liquidität sorgen. Das Unternehmen tritt dabei seine Forderungen an die Intermarket Bank AG ab und bekommt im Gegenzug Cash. Der Finanzierungs-Berater der Firma, Werner Albeseder, bestätigte, dass damit die Produktion "für die nächsten Wochen und Monate" gesichert sei. In wenigen Tagen würden die Regale im Handel wieder mit Niemetz-Produkten gefüllt sein.

Ein rettender Investor muss wohl trotzdem an Bord, Experten halten ein alleiniges Überleben von Niemetz für unwahrscheinlich. Der entscheidende Tag ist der 7. Mai, wenn die Gläubiger über den Sanierungsplan abstimmen. Niemetz hat knapp fünf Millionen Euro Schulden und kann seine rund 70 Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Sie wurden beim Insolvenzfonds angemeldet.

1890 als Konditorei eröffnet
Niemetz gehört zu den Wiener Traditionsunternehmen. 1890 als Konditorei eröffnet, wurde 40 Jahre später die Süßwarenmanufaktur in Betrieb genommen. Neben den Schwedenbomben beliefert das Unternehmen die Naschregale auch mit den Creme-Riegeln Swedy und Manja.

Branchenexperten machen die geringe Produktpalette, fehlendes Marketing, den veralteten Maschinenpark sowie die Konkurrenz im Supermarkt für die Schieflage der Firma verantwortlich.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele