Wer feuerte auf Jet?

Rebellenführer will Abschuss nicht bestätigen

Ausland
23.07.2014 19:19
Immer mehr Indizien deuten darauf hin, dass prorussische Separatisten für den Abschuss von Flug MH17 im Osten der Ukraine verantwortlich waren. Nun hat auch ein Mitglied der Miliz gegenüber einer italienischen Zeitung bestätigt, dass seine Kameraden den Jet abgeschossen haben. Es sei ein Irrtum gewesen, man habe eine Transportmaschine vermutet. Der "Vizeregierungschef" der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, Andrej Purgin, wollte aber diese Version gegenüber der Agentur Interfax nicht bestätigen.

Spuren am Wrack der malaysischen Boeing in der Ostukraine deuten nach Einschätzung der Separatisten zwar ebenfalls auf einen Abschuss durch das Luftabwehrsystem "Buk" hin. Dafür sprächen zum Beispiel Schrapnellspuren an den Trümmern, sagte Purgin. Doch wer die Rakete abgefeuert hatte, wollte der Rebellenführer nicht beurteilen.

Im Unterschied dazu hatte am Dienstag ein Milizionär gegenüber der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" den Abschuss durch seine Kameraden bestätigt: "'Wir haben gerade eine Maschine der Faschisten aus Kiew abgeschossen', haben unsere Kommandanten gesagt", berichtete der Mann, der weder Namen noch Rang innerhalb seiner paramilitärischen Einheit verraten wollte, gegenüber der Zeitung (hier finden Sie die englische Fassung des Berichts). "Einige Minuten - vielleicht zehn - vorher hatten wir eine riesige Explosion am Himmel gehört", erklärte der Milizionär.

"Befehl bekommen, Fallschirmspringer zu bekämpfen"
Neben der Meldung, man habe soeben eine ukrainische Transportmaschine abgeschossen, sei dann auch eine Warnung gekommen: "Wir sollten darauf gefasst sein, eventuell mit dem Fallschirm abgesprungene Besatzungsmitglieder bekämpfen zu müssen, es seien weiße Objekte zwischen den Wolken gesichtet worden." Seine Gruppe namens "Oplot" habe danach den Befehl erhalten, mit ausreichend Waffen und Munition in ihre Lkws zu steigen.

Am Absturzort angekommen, habe der Mann allerdings keine Fallschirme gesehen. "Auf einer Lichtung habe ich dann erste Stofffetzen entdeckt. Als ich sie hochhob, fand ich darunter die Leiche eines Mädchens, nicht älter als fünf Jahre. Es war schrecklich. Da habe ich realisiert, dass das ein Zivilflugzeug gewesen ist, keine Militärmaschine. Und dass das alles tote Zivilisten waren", erzählte der Mann, der später laut der Zeitung am Bahnhof von Tores die Kühlwaggons mit den geborgenen Opfern von Flug MH17 bewachte.

Rebellen schießen zwei Kampfjets ab
Der militärische Konflikt schaukelte sich am Mittwoch erneut hoch: Die Separatisten schossen zwei Kampfflugzeuge der ukrainischen Armee ab. Das Militär hat den Vorfall, der sich östlich der Rebellenhochburg Donezk nahe der Ortschaft Savur Mogila ereignete, bestätigt.

Den Separatisten zufolge wurden am Mittwoch zwei Maschinen vom Typ Suchoi Su-25 getroffen. "Ein Pilot rettete sich bei Sneschnoje per Schleudersitz, die zweite Maschine flog zunächst schwer getroffen Richtung Norden weiter", sagte ein Sprecher. Bereits am Vortag habe die "Volkswehr" zwei Suchoi-Jets abgeschossen. Die Aufständischen benutzen dazu nach eigenen Angaben tragbare Raketenwerfer, die laut Experten aber nur für Treffer in niedrigen Flughöhen geeignet sind.

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