Finanzdrama

Weinender Grieche vor Bank ein Symbol der Krise

Ausland
04.07.2015 10:12
Das Foto eines älteren griechischen Mannes, der weinend vor einer Bank in Thessaloniki sitzt, hat am Freitag in den sozialen Netzwerken für Aufsehen gesorgt. Das Bild zeigt die ganz persönliche Seite des griechischen Finanzdramas. Bei dem Mann handelt es sich um den 77-jährigen Pensionisten Giorgos Chatzifotiadis.

Er berichtete Reportern, wie er bereits zuvor bei drei Banken gewesen sei, um für seine kranke Frau wenigstens einen Teil der Pension zu ergattern. Doch fand er sich stets vor verschlossenen Türen wieder. Die vierte Bank habe dann geöffnet gehabt, dennoch habe er kein Geld für seine Frau bekommen, berichtete Chatzifotiadis. "Da bin ich einfach zusammengebrochen." Mehr noch als seine persönlichen Probleme aber habe ihn die Situation seines Landes getroffen, sagte er weiter: "Ich ertrage es nicht, dieses Elend zu sehen."

Chatzifotiadis und seine Frau haben mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet - von dort stammt auch die Rente seiner Ehefrau. "Ich habe hart gearbeitet", sagte der Pensionist. Nun erträgt er es kaum, wenn Menschen auf den Straßen um ein paar Cent für Brot betteln. "Europa und Griechenland haben Fehler gemacht. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden", sagte der 77-Jährige. Genug Geld, um am Sonntag zum 80 Kilometer entfernten Wahllokal zum Referendum über die Sparpolitik zu fahren, habe er aber nicht.

Keine Kürzungen von Bankguthaben geplant
Die Regierung in Athen und die Banken sind indes Befürchtungen entgegengetreten, dass aufgrund der dramatischen Finanzkrise des Landes Bankguthaben gekürzt werden könnten. "Solche Pläne gibt es absolut nicht", sagte die Präsidentin des griechischen Bankenverbandes, Louka Katseli, am Samstag dem Fernsehsender "Skai".

Zuvor hatte die Wirtschaftszeitung "Financial Times" unter Berufung auf Bankkreise berichtet, die griechischen Geldinstitute würden Pläne für Kürzungen von wenigstens 30 Prozent bei Guthaben von über 8.000 Euro erstellen. Das Athener Finanzministerium wies den Bericht als eine "Provokation" zurück. Damit solle auf den Ausgang der Volksabstimmung an diesem Sonntag über die Sparpolitik Einfluss genommen werden.

Griechen können zurzeit nur 60 Euro pro Tag abheben
Die "Financial Times" hatte in ihrer Online-Ausgabe berichtet, mögliche Kürzungen von Bankguthaben sollten im Rahmen einer Sanierung des griechischen Finanzsystems vorgenommen werden. Griechische Bankkunden können derzeit an den Bankomaten nur 60 Euro pro Tag von ihren Konten abheben. Spekulationen über mögliche Einschnitte kursieren schon seit Tagen in der griechischen Presse. Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras betonte jedoch wiederholt, die Bankguthaben seien sicher.

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