Konkurrenz nimmt zu

Was auf die ÖBB nach der Ära Kern jetzt zukommt

Wirtschaft
27.05.2016 16:49

Dank hoher Investitionen wurden die Österreichischen Bundesbahnen moderner. Doch der Wettbewerb auf der Schiene nimmt zu, der Güterverkehr ist jetzt schon unter Druck. Neue Konkurrenz droht den ÖBB ab 2019 zudem durch eine weitere schrittweise Liberalisierung des Bahnverkehrs.

Bei den ÖBB werden nach der Ära Christian Kern die Weichen zwar nicht neu gestellt, doch die Herausforderungen für das Management um (derzeit noch Interims-)Chef Andreas Matthä sind enorm. Der Wettbewerb im Personenverkehr wird zunehmen. Im Güterverkehr sorgt der Kostendruck dafür, dass neue Sparmaßnahmen aufgesetzt werden müssen. Schließlich profitiert der Konkurrent Lkw von den niedrigeren Spritpreisen.

Züge wurden schneller und pünktlicher
Im Unternehmen selbst hat sich viel verändert: Die Züge sind schneller und moderner geworden, Pünktlichkeit und Zufriedenheit der Fahrgäste haben zugenommen. "Die ÖBB sind gut positioniert, jetzt geht es darum, ein Angebot für die Gesamtmobilität zu schaffen", so Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer. Vom Zug bis zum Bus, Fahrrad oder Mietauto, alle Transportmöglichkeiten sollen von den ÖBB angeboten werden.

Die Bahn ist von der Beschäftigtenzahl das größte heimische Unternehmen und oft Zielscheibe herber Kritik. Schließlich fließen jährlich Milliarden an öffentlichen Mitteln ins Unternehmen. Doch damit werden auch riesige Investitionen getätigt, die der heimischen Wirtschaft zugutekommen. "Allein 2015 haben die Investitionen der Bahn für ein BIP-Wachstum von 0,6 Prozent gesorgt", so Ederer.

Anlagevermögen größer als die Verbindlichkeiten
Neue Bahnhöfe und Züge, Hochgeschwindigkeitsstrecken, Koralm- und Brennertunnel usw. sind verantwortlich dafür, dass der Schuldenstand der Bahn auf 22 Milliarden Euro gestiegen ist. "Man muss dem aber entgegenhalten, dass dafür Vermögenswerte geschaffen wurden", so Ederer. In der Bilanz der ÖBB-Holding sei das Anlagevermögen größer als die Verbindlichkeiten (siehe Grafik).

Bei den Zinszahlungen springt der Staat für jene Ausgaben ein, die er "bestellt" hat. Wenn die Phase der hohen Investitionen Anfang des nächsten Jahrzehnts abgeschlossen ist, soll mit der Rückführung der Schulden begonnen werden - so zumindest der Plan. Derzeit betragen die Zahlungen, die Bund und Länder jährlich leisten, rund 2,7 Milliarden Euro, damit die ÖBB ihre Aufgabe im öffentlichen Verkehr erfüllen. Unter diesen Rahmenbedingungen schaffte es die Bahn zuletzt, steigende Erträge zu erwirtschaften.

Zusätzlich 1,7 Milliarden Euro im Jahr kosten die Steuerzahler die Pensionen für rund 65.000 ehemalige ÖBBler bzw. deren Angehörige. Das sind die Spätfolgen der extremen Welle an Frühpensionierungen, die zwar mittlerweile gestoppt wurde, aber noch lange nachwirkt.

Ab 2019 droht den ÖBB weitere Konkurrenz
Neue Konkurrenz droht ab 2019 durch eine weitere schrittweise Liberalisierung des Bahnverkehrs. Ab dann können z.B. Verkehrsverbünde im Nahverkehr Ausschreibungen machen, an denen sich auch andere Eisenbahnunternehmen beteiligen können. Im Fernverkehr scheiterte eine Expansion etwa der privaten Westbahn bislang daran, dass die ÖBB auf anderen Strecken als Wien-Salzburg Subventionen bekommen, die aus Sicht der Privaten den Wettbewerb verzerren. Auch das könnte sich ändern...

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