Heimlich mitgefilmt

Video gibt Einblick in die brutale Welt der Mafia

Ausland
27.08.2014 12:53
Die italienische Polizei gibt mit einem heimlich aufgenommenen Video einen Einblick in die Welt der Mafia: Im schweizerischen Frauenfeld trafen sich Mitglieder der berüchtigten 'Ndrangheta, um "Berufliches" wie Mord, Erpressung und Drogenhandel zu besprechen. Die freimütigen Aufnahmen haben den Mafiaboss des Ortes und 17 seiner Untertanen inzwischen hinter Gitter gebracht.

Es war ein Treffen der Frauenfelder Abordnung der kalabresischen 'Ndrangheta, das die italienischen und Schweizer Behörden mit versteckter Kamera in einem Gasthaus aufzeichneten, berichtet der "Spiegel" online. Der Schweizer Bundesanwaltschaft zufolge handelt es sich um eine "schwergewichtig operierende" Gruppierung, zu deren Betätigungsfeldern Drogen- und Waffenhandel gehören.

Mafiaboss legt Wert auf Tradition
Das von den italienischen Carabinieri veröffentlichte Video gibt Einblicke in diese "Gesellschaft", so die Bezeichnung der Mafiosi für ihre Organisation. Mafiaboss Antonio N. - Spitzname "Cucchiaruni" (Berg der Schweiz) - eröffnet darin die Sitzung, indem er den Versammlungsort mit traditionellen Worten einweiht: "So wie die Ritter getauft wurden mit Eisen und Ketten, Eisen und Ketten, taufe ich diesen Ort. Ich möchte euch an die Vorschriften und Regeln erinnern, die seit 1830 existieren, und an die Vorschriften und Verhaltensweisen der 'Crimine' (kalabresische Mafia-Organisation). Diese gelten hier in unserer 'Gesellschaft' von Frauenfeld."

Die Ermittler halten Antonio N. für einen direkten Statthalter eines Mafiapaten vom alten Schlag, Domenico Oppedisano aus Kalabrien, der inzwischen hiniter Gittern sitzt. Im Video ist denn auch zu hören, wie Antonio N. über seinen Rang in der 'Ndrangheta prahlt: "Ich weiß über alles Bescheid. Ich gehöre zwar nicht zu den Top Ten in Kalabrien. Aber zu den Top 15."

Mord, Erpressung und Drogen
Und so hat er für den Nachwuchs auch praktische Tipps bereit: "Ihr könnt arbeiten. Es gibt überall Arbeit: Erpressungen, Kokain, Heroin. Es gibt hier alles. Zehn, 20 Kilo am Tag. Ich werde es euch persönlich geben. Aber dann will ich nichts mehr davon wissen." Später im Video plaudere Antonio N. auch noch über Morde, für die Killerkommandos beauftragt würden, berichtet der "Spiegel".

Der Nachwuchs solle sich aber der Traditionen bewusst sein, wie Antonio N. erklärt: "Die 'Gesellschaft' ist hier seit 37, 38 Jahren, wenn ich mich nicht irre. Seit den 70er-Jahren, wie lange ist das... 40 Jahre? Für diejenigen, die uns gut kennen, (wir sind) sauber, sauber. Es braucht Jahre, um so einen Ruf aufzubauen. Wir haben uns längst einen Namen gemacht. Jetzt müsst ihr Jungen euren Ruf aufbauen. Damit die 'Gesellschaft' respektiert wird. Die 'Gesellschaft' von Frauenfeld ist eine von Ehre, Weisheit und Würde."

Schweizer über Videoveröffentlichung verärgert
Allzu weise war das Treffen allerdings nicht: Auf Basis der Videoaufnahmen wurden 18 Haftbefehle ausgestellt, die Mafiosi wurden am Freitag in Italien festgenommen, darunter Antonio N. In der Schweiz war man über die Veröffentlichung des Videos durch die italienischen Behörden dennoch nicht begeistert - es werde seit Jahren in der Sache ermittelt, so die Bundesanwaltschaft. Nun bestehe "große Verdunkelungsgefahr", schließlich seien die Mafiosi nun vorgewarnt, könnten Beweismittel vernichten, sich absprechen und abtauchen.

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