Ex-Frau erschossen

Über elf Jahre nach dem Mord: 20 Jahre Haft für 80-Jährigen

Österreich
10.09.2012 17:28
Der 80-jährige Idris A., der vor über elf Jahren in Wien-Favoriten seine damals 50 Jahre alte Ex-Frau Virginia erschossen hatte, ist am Montag im Straflandesgericht wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Der im Rollstuhl sitzende, gebrechlich wirkende Mann, der in der Verhandlung noch betont hatte, in keinem Zusammenhang mit der Bluttat zu stehen, nahm das Urteil überraschenderweise an.

Da auch die Staatsanwältin mit dem Strafausmaß einverstanden war, ist das Urteil rechtskräftig. Die Frage, in welche Justizanstalt der 80-Jährige überstellt wird, haben jetzt die Anklagebehörde bzw. das Justizministerium zu entscheiden. Vor der Urteilsverkündung hatte der Mann darum gebeten, im Fall seiner Verurteilung die Strafe im Irak verbüßen zu dürfen.

Virginia A. hatte 1999 die Scheidung eingereicht, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Ehemann regelmäßig mit Prostituierten verkehrte. Da sie seinen Hang zu Gewalttätigkeiten kannte, verheimlichte sie ihm ihre neue Adresse und schärfte auch ihren erwachsenen Kindern - der Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn - ein, diese nicht bekannt zu geben.

Ex-Frau im Jahr 2001 in Park erschossen
Zwei Jahre später lief sie ihrem Ex-Mann zufällig auf der Straße über den Weg. Idris A. soll sie angefleht haben, zu ihm zurückzukehren und die Ehe wieder aufzunehmen. Sie weigerte sich. Vier Tage später war sie tot. Laut Anklage suchte der Mann am 30. April 2001 zunächst unter einem Vorwand seine ältere, damals 27 Jahre alte Tochter auf. Als diese ihn in ihre Wohnung ließ, zog er eine mit einem Schalldämpfer versehene Pistole und drohte, sie zu töten, wenn sie ihm nicht die Anschrift der Mutter verrate.

Da die Tochter sich nicht anders zu helfen wusste, ging sie mit ihm gegen 14 Uhr in einen Park in der Nähe der Wohnung ihrer Mutter. Als nach vierstündiger Wartezeit Virginia A. tatsächlich des Weges kam, versuchte die Tochter noch, die Mutter zu warnen. Doch Idris A. zog bereits seine Waffe. Die Tochter wollte die Mutter schützen, indem sie sich zwischen die Eltern stellte. Darauf schoss ihr der Vater laut Anklage in den Unterarm, ehe er auf seine Ex-Frau zielte und ihr dreimal in die Brust feuerte. Die 50-Jährige hatte keine Überlebenschance.

Im Irak unter falschem Namen gelebt
Dem Schützen gelang es, sich in den Irak abzusetzen, wo er im Norden des Landes unter falschem Namen ein neues Leben begann. Zielfahnder des Bundeskriminalamts machten ihn dort im Jänner 2010 ausfindig. Er wurde auf Basis eines internationalen Haftbefehls in Dohuk festgenommen und am 4. Mai 2012 ausgeliefert, nachdem er zwischenzeitlich gegen Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß gekommen war. Beim Versuch, sich nach Syrien abzusetzen, war er jedoch an der Grenze erwischt worden, worauf neuerlich die Handschellen klickten und dem Auslieferungsbegehren der österreichischen Behörden stattgegeben wurde.

Seine inzwischen 38 Jahre alte Tochter, die die Bluttat mit ansehen hatte müssen, hatte sich im Zeugenstand ihrer Aussage entschlagen. Die Frau, die einen sehr mitgenommenen Eindruck machte, verwies auf ihren psychisch angeschlagenen Zustand. Sie wolle weder ihren Vater sehen noch Angaben zum inkriminierten Geschehen machen.

Augenzeugin erkannte den Mann
Auch eine unbeteiligte Augenzeugin, die nach dem Einkaufen mitbekommen hatte, wie Virginia A. auf dem Supermarkt-Parkplatz erschossen wurde, wirkte elf Jahre nach dem Verbrechen noch gezeichnet. Unter sichtlicher Anspannung berichtete sie, wie sie ein streitendes Paar wahrnahm, ehe die Schüsse fielen. In Idris A. erkenne sie "zu 80 Prozent" den Schützen wieder, wie sie zu Protokoll gab.

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