Militär-Skandal

US-Army entsorgte Leichenteile von Soldaten im Müll

Ausland
10.11.2011 15:51
Ein unfassbarer Skandal erschüttert derzeit das US-Militär. Laut einem Bericht der "Washington Post" sollen Körperteile von gefallenen US-Soldaten auf einer Müllkippe entsorgt worden sein, statt ordnungsgemäß bestattet zu werden. Angehörige sind entsetzt, zumal die Verantwortlichen nicht wirklich einen Fehler zugeben wollen und die bislang ausgesprochenen Strafen lächerlich gering sind.

Es sind reichlich makabre Details, die ein interner Untersuchungsbericht der US-Army jetzt ans Tageslicht fördert. Zwischen 2003 und 2008 sollen immer wieder Leichenteile von gefallenen US-Soldaten verbrannt und dann auf einer Deponie in Virginia entsorgt worden sein. Und zwar immer dann, wenn die Gliedmaßen entweder keinem Toten zugeordnet werden konnten oder erst nach dem Begräbnis gefunden wurden.

Die Angehörigen wurden von diesem Vorgehen nicht informiert, nicht einmal der Betreiber der Deponie wusste, was für eine Art von "Müll" ihm die Army da regelmäßig anlieferte. "Wir hatten keine Ahnung", so eine Sprecherin der Firma.

Angehörige: "Es ist ein Albtraum"
Die Angehörigen sprechen derweil von "einem Albtraum", so auch Gari-Lynn Smith, die ihren Mann Scott 2006 verlor, nachdem dieser im Irak von einer per Bewegungssensor ausgelösten Bombe in die Luft gesprengt wurde. "Ich bin entsetzt und empört über dieses Vorgehen", sagte sie der "Washington Post". Von der Vorgehensweise des Militärs erfuhr sie erst, als sie Nachforschungen anstellte. "Als mir damals gesagt wurde, dass Scotts Körper für eine Beerdigung mit offenem Sargdeckel nicht geeignet sei, wurde ich stutzig und fragte mich, ob wirklich alle Leichenteile gefunden wurden."

Mittlerweile ist sie nur noch verbittert. "Nach der Todesmeldung war mein einziger Trost, dass die Leiche meines Mannes mit Würde, Liebe, Respekt und Ehre behandelt wird. Aber jetzt, wo ich weiß, dass Teile seine Körpers auf dem Müll gelandet sind, ist dieser Trost dahin." Da war es auch fast schon egal, dass in dem Benachrichtigungsschreiben der Vorname ihres Mannes falsch geschrieben wurde. "Das war einfach nur ein weiteres Zeichen der Geringschätzung."

Piloten-Duo einfach in Doppelgrab bestattet
Auch die Eltern des Piloten Mark R. McDowell sind erschüttert. Ihr Sohn war über Afghanistan mit seiner F-15 abgestürzt. Dabei kam er ebenso ums Leben wie Thomas J. Gramith, der mit ihm in der Maschine saß. Weil die Körperteile anschließend nicht einwandfrei zugeordnet werden konnten, wurden die beiden kurzerhand in einem Gemeinschaftsgrab bestattet. Die Mutter des zweiten Getöteten ist sich sicher: "Wenn mein Sohn jetzt hier wäre, dann würde er fragen, wie man so etwas in Zukunft vermeiden kann."

Besonders empört sind die Angehörigen über die milden Strafen für die Verantwortlichen auf der Dover Air Force Base in Delaware, dem zentralen Leichenschauhaus für alle getöteten US-Soldaten, in dem sich all diese Vorfälle ereigneten. Denn die drei Männer, die die grausame Praxis zu verantworten haben, wurden lediglich mit einvernehmlichen Gehaltskürzungen bestraft, sie arbeiten aber nach wie vor für das Militär.

Offizielle zeigen sich wenig einsichtig
Wirkliche Einsicht, dass etwas falsch gelaufen sein könnte, zeigen die Offiziellen aber ohnehin nicht - sehr zum Leidwesen der Angehörigen. Lieutenant Darrell G. Jones, stellvertretender Personalchef des Stützpunkts, sagt lediglich: "Wir haben mittlerweile einen Weg gefunden, um so etwas in Zukunft zu vermeiden." Unter anderem solle verstärkt auf Seebestattungen gesetzt werden.

Die Leichenhalle auf dem Stützpunkt war bereits zwei Tage zuvor in die Schlagzeilen geraten. Angeblich soll einem gefallenen Soldaten ein Arm abgesägt worden sein, weil der Körper andernfalls nicht in den Sarg gepasst hätte.

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