Gipfel in London

UNICEF: Weltweit 700 Millionen Kinderbräute

Ausland
22.07.2014 16:59
Mehr als 700 Millionen der heute weltweit lebenden Frauen wurden nach UN-Angaben schon im Kindesalter verheiratet. Die Zahlen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum zurückgegangen, wie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF am Dienstag in London mitteilte. Dort findet derzeit ein gemeinsam mit der britischen Regierung veranstalteter "Girl Summit 2014" statt, um auf Kinderehen und Genitalverstümmelung aufmerksam zu machen.

Der Gipfel steht unter der Schirmherrschaft des britischen Regierungschefs David Cameron. Zum Auftakt sagte er: "Machen wir ein für alle Mal Schluss mit diesen Praktiken." Alle Mädchen hätten ein Recht auf ein Leben frei von Zwang und Gewalt. "Wir ermuntern die Mitgliedsstaaten, Gesetze zur Abschreckung und Bestrafung zu verabschieden", sagte die Direktorin der UN-Organisation UN Women, Phumzile Mlambo-Ngcuka, der BBC. Cameron kündigte dazu an, er werde Ärzte, Lehrer und Sozialarbeiter verpflichten, Verstümmelungen zu melden, wenn ihnen etwas auffällt. Die Regierung plant zudem ein Gesetz, wonach sich Eltern strafbar machen, wenn sie ihre Töchter nicht schützen.

Weltweit 130 Millionen Mädchen genitalverstümmelt
Den neuen Daten zufolge leben weltweit 130 Millionen Mädchen und Frauen, denen die äußeren Geschlechtsorgane ganz oder teilweise entfernt wurden. Beschneidungen und Kinderehen fügten den Mädchen tiefes und dauerhaftes Leid zu, erklärte UNICEF-Geschäftsführer Anthony Lake. Sie würden daran gehindert, ihr volles Potenzial zu nutzen. "Mädchen sind kein Eigentum", sagte er laut Mitteilung weiter. "Sie haben das Recht, über ihr Schicksal zu bestimmen."

Wenn Mädchen unter 18 Jahren verheiratet werden, verlassen sie laut UNICEF häufiger die Schule als andere und sind öfter häuslicher Gewalt ausgesetzt. Rund 250 Millionen Mädchen würden sogar vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet. Werden die Teenager schwanger, sterben sie häufiger in der Schwangerschaft und im Kinderbett als junge, volljährige Frauen. Fast die Hälfte der Kinderbräute lebt demnach in Südasien. Das Land mit dem höchsten Anteil an Kinderehen ist aber das afrikanische Niger mit 77 Prozent.

Praxis vor allem in Afrika und dem Nahen Osten verbreitet
Genitalverstümmelung ist laut UNICEF vor allem in 29 Ländern in Afrika und im Nahen Osten besonders verbreitet. Die Folgen dieser Praxis, bei der meist unter unhygienischen Bedingungen und ohne Betäubung gearbeitet wird, können Infektionen, schwere Blutungen, Unfruchtbarkeit und ein Geburtsrisiko für Mutter und Kind sein. Viele Mädchen tragen auch seelische Verletzungen davon.

"Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit für ein Mädchen, heute beschnitten zu werden, ein Drittel geringer als vor etwa 30 Jahren", heißt es in dem Bericht. Doch: In Dschibuti, Ägypten, Guinea und Somalia würden noch immer fast alle Mädchen mit Messern, Rasierklingen und anderen scharfen Gegenständen verstümmelt. Und weil die Praxis vor allem dort üblich sei, wo die Bevölkerung stark wachse, könnte die absolute Zahl an beschnittenen Mädchen in Zukunft sogar noch zunehmen.

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