An syrischer Grenze

Türkische Luftwaffe fängt russischen Kampfjet ab

Ausland
05.10.2015 21:28
Türkische Jagdflugzeuge haben an der Grenze zu Syrien einen russischen Kampfjet abgefangen, der nach Angaben aus Ankara in den türkischen Luftraum eingedrungen war. Das russische Kampfflugzeug sei am Samstag zur Umkehr gezwungen worden, teilte das Außenministerium in Ankara am Montag mit. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu warnte, die Luftwaffe seines Landes werde "selbst einen Vogel abfangen", wenn er den türkischen Luftraum verletze. Die NATO bezeichnete die Verletzung des türkischen Luftraums als inakzeptabel, Russland räumte am Montagabend ein, den Luftraum "für wenige Sekunden" verletzt zu haben.

Russland müsse sicherstellen, dass sich ein solcher Zwischenfall nicht wiederhole, ansonsten sei es für "jegliche unerwünschte Vorkommnisse" verantwortlich zu machen, hieß es in einer Mitteilung des türkischen Außenministeriums. Minister Feridun Sinirlioglu habe demnach seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow kontaktiert und das Thema zur Sprache gebracht. Man stehe zudem in Verbindung mit dem US-Außenministerium und europäischen Verbündeten.

Russland bestätigte mittlerweile die Verletzung des türkischen Luftraums durch eines seiner Kampfflugzeuge. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, dem Botschafter sei vom türkischen Außenministerium eine Protestnote übergeben worden. Russland wolle die Vorwürfe prüfen.

Stoltenberg: "Trägt nicht zu Stabilität der Region bei"
Als inakzeptabel bezeichnete NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Verletzung des türkischen Luftraums. Er werde noch am Montag Vertreter der Bündnisstaaten zu einer Sitzung des Nordatlantikrats einberufen und die Situation diskutieren, teilte Stoltenberg nach einem Treffen mit Sinirlioglu in Brüssel mit. "Russlands Handeln trägt nicht zu Sicherheit und Stabilität der Region bei", kommentierte Stoltenberg im Hinblick auf die russischen Luftangriffe in Syrien.

Hammond sieht "russische asymmetrische Kriegsführung"
Scharfe Kritik an Russlands Syrien-Politik kam zuletzt auch vom britischen Außenminister Philip Hammond. "Das sieht wie ein Klassiker der russischen asymmetrischen Kriegsführung aus", sagte Hammond in einem Reuters-Interview am Sonntag in Manchester. "Man hat eine starke Propaganda-Botschaft, die besagt, dass man eine Sache tut, obwohl man in Wirklichkeit etwas völlig anderes macht. Und wenn man damit konfrontiert wird, leugnet man es rundweg."

Die Briten hätten mit Russland Gespräche geführt, doch immer wieder die gleiche Antwort erhalten - nämlich, dass Russland die radikale Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien angreife. "Man versucht, mit den Russen zu reden, und sie wiederholen einfach ihre Position - die übrigens auch die Position der Iraner ist. Und das ist einfach unglaublich."

Rebellen-Berater: "Russland will Assads Überleben sichern"
Der Westen wirft Russland vor, in Syrien auch Rebellen anzugreifen, also Gruppen, die nicht dem IS angehören, und so Machthaber Bashar al-Assad zu stützen. "Die russische Bombenkampagne zielt auf syrische Mainstream-Rebellen ab, die durch ihren militärischen Erfolg seit Anfang des Jahres das Assad-Regime bedrohen", ist auch Osama Abu Zeid, Militärberater der moderaten Freien Syrischen Armee (FSA), überzeugt. "Es ist kein Verdacht: Russland will zuallererst das Überleben von Machthaber Assad sichern."

Der Rebellen-Berater sieht zudem deutliche Anzeichen für eine direkte Präsenz des Iran in Syrien. Es seien starke Truppen der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah zusammengezogen worden, so Abu Zeid. "Wir haben zuverlässige Informationen, dass Assad und seine Verbündeten eine Bodenoffensive vorbereiten." Dazu würden auch die Ziele der russischen Luftwaffe passen.

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