Protest geht weiter

Türkei: Erdogan-Anhänger greifen Demonstranten an

Ausland
06.06.2013 07:38
Die türkische Polizei geht weiter mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Auch am Mittwoch seien rund um den zentralen Kizilay-Platz in der Hauptstadt Ankara Wasserwerfer und Tränengas gegen Protestierer eingesetzt worden, berichteten Aktivisten und türkische Medien. Zudem attackierten erstmals seit dem Beginn der landesweiten Proteste auch Anhänger von Premier Recep Tayyip Erdogan die Demonstranten.

Die Übergriffe von Erdogan-Anhängern ereigneten sich in der Schwarzmeerstadt Rize, aus der die Familie des islamisch-frommen Regierungschefs stammt. Die Polizei und der Bürgermeister hätten eine Eskalation verhindern können, berichtete die Zeitung "Hürriyet".

Rund 30 Mitglieder des kemalistischen Türkischen Jugendverbandes hatten sich zu einer Solidaritätskundgebung für die Demonstranten im Gezi-Park von Istanbul versammelt, als sie von einer großen Menschenmenge umzingelt wurden. Die Gegner der Protestbewegung begannen Slogans zu rufen und die jungen Demonstranten gewaltsam zu attackieren.

Diese flüchteten schließlich in ein Gebäude, aus dem sie von der Polizei evakuiert wurden. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen die Angreifer ein, dabei wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu eine Frau verletzt. Bürgermeister Halil Bakirci und andere Gemeindevertreter konnten schließlich die Menschen beruhigen.

Mindestens drei Tote bei Protesten
Bisher kamen bei den landesweiten Zusammenstößen drei Menschen ums Leben. Ein Aktivist sei am Mittwoch seinen Verletzungen erlegen, die er in Ankara erlitten hatte, erklärte der türkische Ärzteverband nach Angaben von "Hürriyet". Die Zahl der Verletzten sei inzwischen auf weit über 4.000 gestiegen, teilte der Ärzteverband mit. Davon seien 43 in einem kritischen Zustand.

Polizei nahm Twitter-Nutzer fest
Erstmals seit Beginn der Proteste gegen die Regierung ging die Polizei auch mit Festnahmen gegen im Internet aktive Regierungsgegner vor. In der westtürkischen Stadt Izmir seien rund 30 Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter in Gewahrsam genommen worden. Ihnen werde Anstachelung zu einem Aufstand, Propaganda und Desinformation vorgeworfen, berichteten türkische Medien am Mittwoch. Dennoch sagten Vertreter der Demonstranten nach einer Nacht mit neuer Gewalt in mehreren Städten, die Proteste würden fortgesetzt. Auch Gewerkschaften riefen ihre Anhänger auf die Straßen.

Eine der führenden Protestinitiativen, die Taksim-Plattform, kündigte nach einem Treffen mit Vizeregierungschef Bülent Arinc in Ankara an, ihren "Kampf" fortsetzen zu wollen, bis die Regierung auf ihre Forderungen eingehe. Die Aktivisten verlangen unter anderem den Erhalt des Gezi-Parks in Istanbul, der einem Einkaufszentrum weichen soll. Ferner müsse der Einsatz von Pfefferspray und Tränengas verboten werden. Alle für die Gewalt gegen Demonstranten verantwortlichen Funktionäre sollten entlassen werden, hieß es.

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