Empörung in Kiew

Tiroler Spital behandelt todkranken Ukrainer nicht

Österreich
07.02.2016 13:42

Heftige Kritik am Landeskrankenhaus Innsbruck übt der Botschafter der Ukraine in Wien, Olexander Scherba: Die äußerst dringende Behandlung eines todkranken Ukrainers sei an unüberwindbaren finanziellen Hürden aus Innsbruck gescheitert. Der Jugendliche soll nun in Indien operiert werden.

Der dramatische Fall des 17-jährigen Maksym S. aus Lwiw (Lemberg), dessen Leben nur mit einer äußerst komplizierten Darmtransplantation gerettet werden kann, beschäftigte in den vergangenen Wochen die ukrainische Öffentlichkeit: Nach Medienberichten schalteten sich hochrangige Politiker ein, Aktivisten sammelten sechs Millionen Hrywnja (206.000 Euro) für den dringend benötigen Eingriff, der insbesondere am Landeskrankenhaus Innsbruck möglich gewesen wäre.

Krankenhaus stellte Bedingungen für Behandlung
Nach längeren Überlegungen habe das Landeskrankenhaus Innsbruck Bedingungen für die Behandlung genannt, schrieb Botschafter Scherba am Freitag auf Facebook: die Überweisung von 250.000 Euro auf das Bankkonto des LKH, die Garantie einer österreichischen Bank über weitere 250.000 Euro, die Überweisung von weiteren 61.000 Euro, die andere ukrainische Patienten dem Krankenhaus schulden, sowie eine Garantie, dass der Patient nicht in Österreich bleiben werde.

Die Finanzdirektion des LKH habe sogar die österreichische Botschaft in Kiew angerufen und ersucht, dem Lemberger kein Visum auszustellen, solange die Bedingungen nicht erfüllt seien, so der Diplomat. Während der Jugendliche in Lwiw um sein Leben gekämpft habe, habe seine Mutter in Kiew drei Tage vergeblich auf ein Visum gewartet, das letztlich aufgrund der finanziellen Forderungen aus Innsbruck nicht ausgestellt wurde, berichtete Scherba.

"Ich hoffe, dass dem Jungen nun in einer anderen Klinik geholfen wird, wo merkantile Überlegungen nicht die Rettung eines Menschenlebens verhindern", schrieb der Botschafter. Maksym S. wurde am Freitag in eine Klinik nach Indien überstellt.

"Kostenübernahme nicht möglich"
Bei der Tirol Kliniken GmbH betonte man, keinen Versorgungsauftrag für Ukrainer zu haben, und bestätigte die vom ukrainischen Botschafter genannten Bedingungen für die Behandlung von Maksym S., darunter auch die Rückzahlung von 61.000 Euro offener Gebühren anderer ukrainischer Patienten. Man sehe sich nicht imstande, allen Anfragen zur Kostenübernahme für zumeist sehr teure Behandlungen von ausländischen Patienten stattzugeben, und könne vor Abklärung der Finanzierung keine Zusagen machen, sagte eine Sprecherin der Tirol Kliniken.

"Die Verrechnung der Kosten erfolgt nach den Bestimmungen des österreichischen Krankenanstaltenfinanzierungssytems. Die angegebenen Summen sind kein Fantasiepreis, sondern ergeben sich aus den Kosten der Operation sowie vorab kalkulierten Unsicherheiten, die zu einer signifikanten Erhöhung der Kosten führen können", begründet sie.

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