Ansturm auf Läden

Sorge vor härteren Gesetzen: Neues Waffenfieber in USA

Ausland
15.01.2013 16:00
In Carson City in Nevada ist das Sturmgewehr AR-15 ausverkauft. Bei einer Waffenausstellung in Manchester in New Hampshire zieht sich die Schlange bis auf die Straße. Bei einer Messe in Jackson in Mississippi registrieren die Händler über 50 Prozent mehr Besucher als sonst. Auf der Hawaii-Insel Oahu stehen Menschen fünf Stunden im Polizeihauptquartier an, bis sie Waffen registrieren können, die sie in den vergangenen 72 Stunden gekauft haben. Die Sorge vor schärferen Gesetzen löst in den USA derzeit ein wahres Waffenfieber aus.

Überall in den USA spielen sich Szenen ab, die man sonst nur von Apple-Läden kennt, wenn ein neues iPhone-Modell herauskommt. Die Sorge vor schärferen Gesetzen nach dem blutigen Amoklauf an einer Schule im Örtchen Newtown im Bundesstaat Connecticut versetzt die Waffenfans in ein regelrechtes Fieber.

"Es gibt definitiv das Gefühl einer Panik", sagte etwa der Waffenshow-Besucher Leonard Kazanov der Tageszeitung "Baltimore Sun", als er am Wochenende in einen Ansturm auf eine Messehalle in Maryland geriet. Man müsse sich nur die Läden anschauen: "Die Regale sind leer. Als ob ein Hurrikan käme und die Menschen sich mit Toilettenpapier und frischem Wasser eindeckten."

Obama als "der beste Waffenverkäufer des Landes"
Konkrete Verkaufszahlen werden offiziell zwar nicht genannt, doch in den US-Medien gibt es kaum Zweifel, dass die Vorstöße von Präsident Barack Obama für ein strikteres Waffenrecht eine neue Gier nach Pistolen, Gewehren und Munition verursachen. Obama hatte erklärt, dass er noch in dieser Woche seine Gesetzesideen erarbeiten wolle - darunter u.a. auch einen "sinnvollen" Bann von Angriffswaffen sowie die Überprüfung ausnahmslos aller Waffenkäufer. Spötter bezeichnen Obama nun gar als "den besten Waffenverkäufer des Landes".

Präsident ortet "Angstmacherei" aus Profitgründen
Der Präsident hingegen nennt die "Angstmacherei" der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association als Grund für den neuerlichen Ansturm auf die Schießeisen. Zu behaupten, "dass jedem die Waffen weggenommen werden sollen", sei "offensichtlich gut fürs Geschäft", sagte er am Montag und versuchte gleichsam, die Gemüter zu beruhigen: "Verantwortungsvolle Waffenbesitzer haben nichts zu befürchten."

Die Lobby freilich wiegt ihre mehr als vier Millionen Mitglieder nicht in solcher Sicherheit. "Wenn ein Präsident die ganze Macht seines Amtes für ein Vorhaben nutzt, dann will man keine Vorhersagen treffen, dann will man nicht sein Haus auf das Resultat verwetten", meinte Lobby-Präsident David Keene am Sonntag und erklärte: "Für die Amerikaner ist der Waffenkauf schlicht ein Weg, ihre Freiheit zu praktizieren - so wie es der zweite Zusatz der US-Verfassung eben vorsieht."

Käufer geben sich in den Läden die Klinke in die Hand
Was solche Worte auslösen können, ließ sich am Montag etwa in dem Waffenladen "Atlantic Guns" in Silver Spring im Bundesstaat Maryland beobachten. Der Laden läuft, die Interessenten geben sich die Klinke in die Hand, das Klingeln der Schwingtür wechselt sich im Minutentakt mit dem Telefon ab. Der Vorrat an automatischen Pistolen hinter der Glasvitrine für 185 Dollar aufwärts ist fast aufgebraucht. Ein kleiner Bub macht große Augen, als er mit beiden Händen auf ein halbautomatisches Gewehr der Marke Sig Sauer deutet, das offen über der Vitrine hängt. Sein Vater lächelt und nickt zustimmend.

"Drei Zoll Winchester-Kugeln bitte", sagt ein anderer Kunde. Ein grauhaariger Verkäufer nimmt eine Schachtel aus einem Regal hinter dem Ladentisch, in dem sich Dutzende Munitionspackungen wie Zigarettenschachteln stapeln. Mit der Presse will der Ladenbesitzer hier nicht sprechen, wegen der "leidigen Diskussionen" überall im Land. Aber, so der Inhaber: Derzeit habe er ohnehin keine Zeit für ein Gespräch – er sei viel zu sehr beschäftigt mit den vielen Kunden.

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