"Panama Papers"

Putin wittert Verschwörung gegen Russland

Ausland
07.04.2016 19:42

Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ist die Veröffentlichung der "Panama Papers" ein Versuch, von außen Unfrieden in Russland zu stiften. Es solle fälschlicherweise der Verdacht der Korruption erweckt werden, so Putin am Donnerstag. Die Unterstellungen über Offshore-Firmen sollten Russland "gefügiger machen, uns so frisieren, wie sie wollen", sagte er russischen Agenturen zufolge. In Island wurde unterdessen nach dem Rücktritt des über die "Panama Papers" gestolperten Sigmundur David Gunnlaugsson ein neuer Ministerpräsident angelobt: der bisherige Landwirtschaftsminister Sigurdur Ingi Johannsson.

Sein Name finde sich in den Papieren nicht, so Putin. Der internationalen Medienrecherche zufolge taucht in den "Panama Papers" allerdings der Cellist Sergej Roldugin auf, der mit Putin seit Langem befreundet ist. Ihm werden Briefkastenfirmen zugeschrieben, über die mehr als zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,75 Milliarden Euro) gelaufen sein sollen.

Putin nimmt beschuldigten Musiker in Schutz
Putin wies die Anschuldigungen gegen Roldugin zurück: "Fast alles Geld, das er verdient hat, hat er in die Anschaffung von Musikinstrumenten im Ausland gesteckt und diese nach Russland gebracht", erklärte er. "Ich bin stolz auf Menschen wie Sergej Pawlowitsch als einen meiner Freunde und insgesamt."

Island: Ministerpräsident tritt zurück
Die isländische Regierung geriet mit der Veröffentlichung von verdächtigen Offshore-Geschäften besonders in Bedrängnis. Nach heftiger Kritik musste Ministerpräsident Gunnlaugsson zurücktreten. Sein Nachfolger soll bis zu vorgezogenen Parlamentswahlen im Herbst die Regierung interimistisch leiten.

Gunnlaugsson stolperte über das Aufdecken eines weltweiten Netzes von Briefkastenfirmen. Der Name des nunmehrigen Ex-Ministerpräsidenten tauchte im Zusammenhang mit einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln auf. Laut dem Datenmaterial, das von einem internationalen Journalistennetzwerk monatelang durchforstet wurde, parkte Gunnlaugsson Millionen Euro in der Steueroase. Ende 2009 überschrieb er seiner Partnerin für einen symbolischen Dollar seinen gesamten Anteil. Er war aber schon Mitte des Jahres ins Parlament eingezogen und hatte dabei sein Vermögen verschwiegen.

Snowden: "Größtes Leck in Geschichte des Datenjournalismus"
Über die "Panama Papers" ist inzwischen auch Michael Grahammer, der Vorstandsvorsitzende der Hypo Vorarlberg, gestolpert. Neben seiner Bank taucht auch die Raiffeisen Bank International als Gelddrehscheibe auf. Die Geschäfte von 215.000 Briefkastenfirmen in Panama und anderen Steueroasen bringen nun zahlreiche Spitzenpolitiker, Milliardäre, Waffenhändler und Sportstars in Bedrängnis. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und anderer Medien, von BBC und "Le Monde" bis zu ORF und "Falter", sollen sie in Geschäfte mit Briefkastenfirmen in mehreren Steueroasen der Welt verwickelt sein. Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, sprach auf Twitter vom "größten Leck in der Geschichte des Datenjournalismus".

"Generell gilt: Der Besitz einer solchen Offshore-Firma ist für sich nicht illegal", schreibt die "Süddeutsche". "Aber wer sich in den 'Panama Papers' umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört."

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