Betrug in 962 Fällen

Pakete nicht bezahlt: Zalando zeigt Flüchtlinge an

Ausland
06.10.2015 16:35
Der Online-Modehändler Zalando hat die Bewohner eines Flüchtlingslagers im deutschen Lebach angezeigt, nachdem das Unternehmen ein Jahr lang insgesamt fast 1000 Pakete auf Rechnung in das Lager geliefert hatte, ohne je tatsächlich für die Waren bezahlt worden zu sein. Nun ermittelt die Polizei.

Von Juni 2014 bis Juni 2015 sollen aus dem Flüchtlingslager im südwestdeutschen Saarland insgesamt 962 Bestellungen bei Zalando eingegangen sein, berichtet die deutsche Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Der Online-Modehändler lieferte die Packerl im Gesamtwert von rund 180.000 Euro in das Lager, bezahlt werden sollte dabei stets auf Rechnung. Das passierte allerdings nicht, weshalb Zalando nun die Polizei eingeschaltet hat. Sie ermittelt wegen Betrugs.

41 Verdächtige leben noch immer vor Ort
Bestellt wurden offenbar hochwertige Schuhe und Kleidung sowie Koffer. Den Ermittlern zufolge gingen die Bestellungen offenbar an Menschen aus der Balkanregion. 41 der Verdächtigen leben immer noch in Lebach, der Großteil nach wie vor im Flüchtlingslager.

Allein die 41 Personen, die sich noch vor Ort befinden, sollen für 365, also rund ein Drittel der nicht bezahlten Bestellungen verantwortlich sein. Die Schadenssumme beläuft sich auf fast 70.000 Euro.

Verdächtige verschwunden oder nicht existent
Weitere 59 Verdächtige, die den Online-Modehändler betrogen haben sollen, sind vermutlich bereits in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt. Ihnen werden 262 nicht bezahlte Bestellungen angelastet.

Die restlichen 335 nicht bezahlten Bestellungen konnte man bislang nicht zuordnen. Der Grund: Die Namen der Besteller sind in keinem Melderegister erfasst worden, es könnte sich also um frei erfundene Namen handeln.

Der saarländische Innenminister, der sich drei Wochen lang selbst ein Bild von der Lage in dem Flüchtlingslager gemacht hat, kommentierte die Vorwürfe dem Bericht zufolge so: "Das heißt, der eine oder andere ist durchaus clever und weiß das System zu nutzen."

Zalando-Sicherheitssystem dürfte versagt haben
Das Unternehmen selbst hält sich in der Angelegenheit bedeckt: "Zalando kommentiert generell keine Betrugsfälle. Wir empfinden die Äußerung des Ministers hier auch als sehr unangebracht", wird ein Sprecher zitiert.

Der Online-Modehändler ist in dem Betrugsfall zwar das Opfer, muss sich nun allerdings die Frage gefallen lassen, wie es passieren konnte, dass ein Jahr lang 1000 Pakete in das gleiche Flüchtlingslager geliefert werden konnten, ohne dass jemandem aufgefallen wäre, dass keines der Packerl bezahlt wurde.

Der Zalando-Sprecher: "Wir investieren stetig in ein ausgefeiltes Sicherheitssystem, das uns hilft, Betrugsversuche möglichst frühzeitig zu erkennen." Dieses Sicherheitssystem dürfte im konkreten Fall versagt haben.

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