Nach Beben in Nepal

Österreicher “wollen möglichst rasch ausreisen”

Österreich
27.04.2015 10:23
In jenen Regionen in Nepal, wo ein schweres Erdbeben am Samstag nach jüngsten offiziellen Angaben mehr als 4.100 Menschen getötet hat, hielten sich laut dem Außenministerium in Wien am Wochenende noch mindestens 88 Österreicher auf. Von diesen Personen haben sich bis Sonntagabend besorgte Angehörige im Ministerium gemeldet. Zu einem Großteil gab es in der Zwischenzeit Kontakt, die Betroffenen waren alle unverletzt und "wollen möglichst rasch ausreisen", wie Ministeriumssprecher Martin Weiss sagte. Rund 20 Personen wurden allerdings noch nicht erreicht.

"Die Liste verändert sich ständig", so Weiss. Es sei auch nicht verwunderlich, dass sich mehrere Menschen noch nicht gemeldet haben. Denn die kontaktierten Österreicher, die in bergigen Regionen des Landes unterwegs waren, hätten laut Weiss vom Erdbeben zumeist eher wenig mitbekommen.

Das Honorarkonsulat in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu blieb unbeschädigt. "Wir haben einen Mitarbeiter der österreichischen Botschaft in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi zur Verstärkung nach Kathmandu entsandt", teilte Weiss am Abend mit. "Viele der Betroffenen wollen möglichst rasch ausreisen." Der internationale Flughafen sei zwar wieder offen, es könne aber trotzdem schwierig werden. "Wir versuchen zu helfen", betonte Weiss. Experten im Ministerium gingen aufgrund von Erfahrungswerten davon aus, dass sich derzeit insgesamt rund 250 Österreicher in Nepal aufhalten könnten.

Gestrandeter: "Keine Informationen von den Fluglinien"
Ein in Nepal gestrandeter Österreicher sagte laut Berichten indischer Onlinemedien vom Sonntag, er hätte am Vortag zurückfliegen sollen, sein Flug sei aber wegen des Bebens gestrichen worden. "Erst wurde uns gesagt, wir müssten sieben Stunden warten, aber nun sind es bereits 28 Stunden - und es gibt keine Informationen von den Fluglinien." Der Österreicher war demnach während des verheerenden Erdstoßes in Kathmandu unterwegs gewesen und unverletzt geblieben.

Mehrere österreichische Alpinisten im Himalaya-Gebiet
Auch auf dem Mount Everest und im übrigen Himalaya-Gebirge befanden sich zum Zeitpunkt des schweren Erdbebens mehrere Österreicher. Neben vier Osttirolern rund um den blinden Alpinisten Andy Holzer berichtete auch der Grazer Clemens Strauss in einem Online-Tagebuch von seiner Expedition auf den höchsten Berg der Erde. Er befand sich nach eigenen Angaben am Sonntag wie Holzer im vorgeschobenen Basislager auf der Nordseite des Everest in rund 6.400 Metern Höhe in Sicherheit.

"Die Stimmung im Camp ist gespalten", sagte Holzers Ehefrau Sabine in Osttirol. Ihr Mann hätte in einem E-Mail am Sonntag berichtet, von den ihn begleitenden Sherpas habe beinahe jeder sein Haus verloren. Laut seiner Frau sei Holzer froh gewesen, dass die Gruppe in Sicherheit ist. Er hoffe demnach, dass es in einigen Tagen weiter in Richtung Gipfel gehen könnte.

Der Tiroler Bergsteiger Wolfgang Nairz war während des Bebens mit einer sechsköpfigen Gruppe auf einer Rundtour im Everest-Gebiet unterwegs. Nach der Ankunft in einem Dorf hätten sie gesehen, "dass ungefähr 80 Prozent der Häuser beschädigt waren", sagte Nairz dem ORF.

Mehr als 4.100 Todesopfer, schwere Zerstörungen
Im Basislager am Mount Everest waren durch eine Lawine mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen, noch sitzen etwa 100 Bergsteiger auf dem höchsten Berg der Welt fest. Die Opferzahl nach dem schweren Beben am Samstag sowie mehreren Nachbeben ist stetig gestiegen, die Behörden sprachen am Montag bereits von mehr als 4.100 Toten, davon 4.010 in Nepal. Zudem seien in Indien etwa 70, in China rund 20 und in Bangladesch vier Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Opfer werde voraussichtlich noch deutlich steigen, hieß es.

Vor allem im armen Touristenland Nepal sind die Zerstörungen enorm, dort lagen Leichen in Stapeln vor den Krankenhäusern. Das ganze Ausmaß der Verwüstungen ist noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden und außerdem immer wieder Nachbeben erfolgen. Laut Geologen könnte es einige Monate dauern, bis sich die Erde wieder vollkommen beruhigt hat. In Kathmandu bereiteten sich am Abend viele Menschen darauf vor, trotz Regens eine weitere Nacht im Freien zu verbringen. Alle Parks, Gehwege und öffentlichen Plätze hätten sich in Zeltstädte verwandelt, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes.

Auch Österreich an angelaufener Hilfswelle beteiligt
Eine internationale Hilfswelle ist angelaufen. Die USA, Großbritannien, Pakistan und andere Länder entsandten Experten für die Suche nach Verschütteten, zahlreiche Hilfsorganisationen schickten Mitarbeiter in die Region. Die EU-Kommission hat Nepal drei Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Das Geld solle zusätzlich zu den Hilfen der einzelnen Mitgliedsstaaten und zur Entsendung von Zivilschutzexperten in die Erdbebenregion fließen, teilte die Brüsseler Behörde am Sonntag mit. Auch österreichische Organisationen starteten Hilfsaktionen und Spendenaufrufe, für das Österreichische Rote Kreuz flogen zwei Helfer am Sonntag nach Kathmandu.

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