Jubel in Burma

Nobelpreisträgerin Suu Kyi nach Jahren wieder in Freiheit

Ausland
13.11.2010 12:54
Die Symbolfigur der burmesischen Demokratiebewegung, Aung San Suu Kyi, ist frei. Die 65-Jährige wurde am Samstag von der Militärjunta aus dem Hausarrest entlassen. Erst am Sonntag war in Burma gewählt worden, internationale Beobachter bezeichneten den Urnengang allerdings als Farce. Ganz anders 1990: Damals verbuchte Suu Kyis Partei NLD einen deutlichen Sieg. Die Streitkräfte weigerten sich aber, die Macht abzugeben, und gingen gegen die Demokratiebewegung vor. Seitdem hat Suu Kyi mehr als 15 Jahre im Gefängnis oder unter Hausarrest verbracht.

Die 65-Jährige Oppostionsführerin erschien am Samstag am Tor ihres Hauses, zeigte sich nach dem Ende ihres Hausarrests erstmals in der Öffentlichkeit und rief zu Einheit auf. "Das Volk muss geschlossen zusammenarbeiten, nur so können wir unser Ziel zu erreichen", sagte sie vor jubelnden Anhängern. Innerhalb von Minuten schwoll die Menge auf Tausende an. Sie trugen Poster und T-Shirts mit Suu Kyis Bild.

Weltweit bekannte und geachtete Freiheitsheldin
Die Polizei hatte zuvor die Absperrungen vor Suu Kyis Haus entfernt und war anschließend abgezogen. Daraufhin besuchten ihr Anwalt und ein Arzt die charismatische 65-Jährige, die mit ihrem Kampf für Demokratie in Burma zu einer weltweit bekannten und geachteten Freiheitsheldin geworden ist.

Seit ihrer erneuten Inhaftierung im Jahr 2003 lebte sie abgeschnitten von der Außenwelt ohne Telefon oder Internetanschluss in ihrem Haus. Als vergangenes Jahr ein Ende des Arrests bevorstand, verlängerte die Junta Suu Kyis Freiheitsstrafe, die sie unter Hausarest verbüßen konnte, um 18 weitere Monate, nachdem ein US-Bürger ungebeten in ihr Haus eingedrungen war.

Erleichterung bei Obama, Barroso und Merkel
US-Präsident Barack Obama gratulierte der "Heldin" Suu Kyi zur Freilassung. Der Präsident der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, forderte eine "vollkommene Bewegungs- und Redefreiheit" für die Oppositionschefin und die Freilassung aller politischen Gefangenen in Burma. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erfreut und erleichtert über die Freilassung. "Aung San Suu Kyi ist eine Symbolfigur für den weltweiten Kampf für die Verwirklichung der Menschenrechte. Ihre Gewaltlosigkeit und Unnachgiebigkeit haben sie zu einem bewunderten Vorbild werden lassen", so Merkel.

Nach Wahlsieg immer wieder im Gefängnis gesessen
Die NLD hatte 1990 Wahlen zu einer Verfassungsgebenden Nationalversammlung mit Vierfünftelmehrheit gewonnen, doch hatten die Streitkräfte die Machtübergabe verweigert. Seitdem saß Suu Kyi immer wieder im Gefängnis. Von der Teilnahme an den von der Junta organisierten Wahlen vom vergangenen Sonntag war die NLD ausgeschlossen worden. Suu Kyi hatte ihre Anhänger deswegen zum Wahlboykott aufgerufen. Zur Wahl standen insgesamt 1.159 Mitglieder des Zweikammerparlaments und der 14 Regionalparlamente.

Die 2008 erlassene Verfassung zementiert die Vorherrschaft des Militärs, ein Viertel der Parlamentssitze ist den Streitkräften vorbehalten. Darüber hinaus werden über siebzig hohe Offiziere, die offiziell aus der Armee ausgeschieden sind, als "Zivilisten" im Parlament sitzen. Staatsangestellte und Militärangehörige haben hinter vorgehaltener Hand berichtet, dass sie mit bereits ausgefüllten Wahlzetteln zur Stimmabgabe für die Regime-Partei "Union für Solidarität und Entwicklung" (USDP) gezwungen worden seien. Ausländischen Wahlbeobachtern und Berichterstattern war die Einreise vor der Wahl verweigert worden.

40 Prozent der Bevölkerung sind ethnische Minderheiten
Bis zum Mittwoch kehrten unterdessen die meisten der rund 20.000 Flüchtlinge nach Burma zurück, die nach Unruhen am Sonntag über die Grenze nach Thailand geflohen waren. Die Gefechte zwischen Rebellen der Karen-Minderheit und Regierungstruppen hatten zuvor aufgehört. Noch etwa 1.000 Menschen blieben auf der thailändischen Seite der Grenze, weil sie einen erneuten Gewaltausbruch fürchteten. Sie hätten Angst vor neuen Kämpfen am Drei-Pagoden-Pass, sagte ein thailändischer Gouverneur. Die Unruhen hatten die Angst vor einem Bürgerkrieg in Burma geschürt, in dem 40 Prozent der Bevölkerung ethnischen Minderheiten angehören.

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