Burger-Boykott

Moskau macht McDonald’s kalt: Filialen geschlossen

Ausland
21.08.2014 18:41
Es ist eines der am besten besuchten McDonald's-Restaurants auf der ganzen Welt - doch am Donnerstag blieb die Filiale am Moskauer Puschkin-Platz geschlossen. Offiziell, weil die staatliche Lebensmittelaufsicht Bedenken hat und die Verbraucher schützen will. De facto, weil Russland wegen der Krise in der Ukraine mit dem Westen verkracht ist. McDonald's ist zwischen die Fronten geraten.

Die russischen Behörden schlossen am Mittwochabend vier Filialen in Moskau. Eine davon, die am Puschkin-Platz, war die erste überhaupt in der untergehenden Sowjetunion. Sie wurde im Jänner 1990 eröffnet. Über 30.000 Menschen standen dort damals Schlange, um einmal in einen Burger zu beißen.

"Was soll man machen? Wir haben Krieg!"
Am Donnerstag rüttelten nur noch ein paar Unwissende an den Glastüren, bis sie das einfache Papierband mit dem Siegel der Verbraucherschutzbehörde bemerkten. Ein Pensionist hat sich auf der Terrasse niedergelassen. Auf die Frage, warum McDonald's geschlossen sei, sagt er: "Sie kommen wohl nicht von hier, oder?" Klar, vielleicht gebe es hygienische Probleme, "aber ich glaube, das hat was mit den Sanktionen zu tun. Was soll man machen? Wir haben Krieg!"

Die Lebensmittelaufsicht begründet die Schließung der Filialen mit "zahlreichen Verstößen gegen die Hygienevorschriften". McDonald's droht eine Strafe von mehr als 10.000 Euro und eine Schließung der betroffenen Filialen von bis zu 90 Tagen. Eine machte am Donnerstag einfach weiter wie bisher. Die anderen blieben dicht.

Ziel: "Sichere Qualitätsprodukte"
Das Unternehmen hält sich zurück und teilte lediglich mit, es prüfe die Beschwerden der Lebensmittelaufsicht und strebe an, die Filialen so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Oberstes Ziel seien "sichere Qualitätsprodukte".

Das ist offenbar nicht das Ziel der russischen Behörden. Seit der Verschlechterung der Beziehungen zum Westen wegen der Lage in der Ukraine verboten sie eine Reihe von Produkten aus Ländern, die sich aus ihrer Sicht besonders unbotmäßig verhalten hatten. Mit einem Bann belegt wurden Milch, Käse und Zwiebeln aus der Ukraine, Pfirsiche aus Griechenland, Zwetschken aus Serbien, Äpfel und Kohl aus Polen, Fleisch aus Spanien. Erst Anfang August, als Moskau ein Importverbot für eine ganze Reihe von Lebensmitteln aus den USA und der EU erließ, nannte der Staat die Sanktionen des Westens als Grund.

Eigene Symbolkraft wurde Big Mac & Co. zum Verhängnis
McDonald's war bisher nicht betroffen. Der US-Konzern bezieht fast alle seine Zutaten wie Rindfleisch, Gebäck oder Salat von russischen Erzeugern. Zum Verhängnis wurde der Burger-Kette wohl eher ihre hohe Symbolkraft. Die Filiale am Puschkin-Platz ist wegen des Andrangs 1990 bekannt, eine andere am Mittwochabend geschlossene liegt im Schatten der Mauern des Kreml auf dem Manegenplatz.

Der Moskauer Burger-Bann könnte erst der Anfang sein: Der russische Verbraucherschutz hat am Donnerstag weitere Filialen untersucht. Allein im Großraum Moskau habe die Kontrolle von 71 Restaurants begonnen, sagte Sprecherin Olga Gawrilenko der Agentur Itar-Tass. Es sollten Filialen in sieben Regionen überprüft werden.

Krach wegen Krim
McDonald's war unangenehm aufgefallen, weil das Unternehmen im April seine Filialen auf der Krim geschlossen hatte, nachdem Russland sich die Schwarzmeerinsel einverleibt hatte. Offiziell wurde der Schritt mit den Umbrüchen im Bank- und Finanzsektor der Region begründet.

Burger King, der ewige Rivale, scheint übrigens nicht in Gefahr: Sein Geschäft in Russland gehört fast zur Hälfte der Bank VTB. Das größte russische Geldinstitut ist fest in staatlicher Hand.

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