Traurige Bilanz

Das Sterben im Mittelmeer geht unaufhaltsam weiter

Ausland
29.05.2016 12:58

Im Mittelmeer sind zuletzt nach Berichten von Flüchtlingen möglicherweise deutlich mehr Menschen ertrunken als bisher bekannt. Die UNO geht allein in der vergangenen Woche von bis zu 700 Toten aus. Nach Angaben der Hilfsorganisation "Save the Children" berichteten Gerettete in Italien, dass neben den drei bisher bekannt gewordenen Unglücken mit Flüchtlingsbooten ein weiteres Boot mit rund 400 Menschen an Bord untergegangen sei.

Das Boot habe im Schlepptau eines größeren Schiffes den Hafen von Sabratha in Libyen am späten Mittwoch verlassen, berichtete die Hilfsorganisation unter Berufung auf Interviews mit geretteten Flüchtlingen von anderen Schiffen. Es habe Wasser aufgenommen und sei gesunken, nachdem der Kapitän des größeren Schiffs die Kappung der Schleppleine angeordnet habe. "Wir haben die Zeugenaussagen mehrerer Geretteter aufgenommen. Sie berichten alle dasselbe", sagte "Save the Children"-Sprecherin Giovanna Di Benedetto.

14.000 Flüchtlinge gerettet
Im Verlauf der Woche sind nach Angaben der italienischen Küstenwache und der Vereinten Nationen rund 14.000 Migranten im Mittelmeer gerettet worden. Allein am Freitag seien bei 17 von der Küstenwache koordinierten Einsätzen 2.000 Menschen von den Rettungskräften aufgenommen worden.

Heuer schon 1475 Tote
Wie viele in den vergangenen Tagen beim Versuch, in zumeist einfachen Booten von Afrika nach Europa zu gelangen, tatsächlich ertranken, ist nicht klar. Die Marine teilte mit, allein in der Nähe eines halbgesunkenen Gummibootes seien 45 Leichen aus dem Meer gezogen worden.

Insgesamt starben nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration heuer bis dato mindestens 1475 Menschen auf hoher See. Im vergangenen Jahr waren es gut 3700 Tote - eine Chronologie:

  • Ende Mai 2016: Innerhalb von nur einer Woche sterben nach Angaben des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen mindestens 700 Menschen bei mehreren Schiffunglücken.
  • August 2015: Vor der Küste Libyens sollen beim Untergang zweier Flüchtlingsboote mindestens 200 Menschen umgekommen sein. In den Tagen zuvor ersticken rund 100 Flüchtlinge in Laderäumen von Schiffen.
  • April 2015: Vor der libyschen Küste kentert ein Flüchtlingsboot mit vermutlich mehr als 700 Menschen an Bord. Nach Angaben eines Überlebenden sollen sogar bis zu 950 Menschen an Bord gewesen sein. Mehr als 140 Leichen werden geborgen. Nur 28 Menschen werden gerettet.
  • Februar 2015: Vor der italienischen Insel Lampedusa kommen möglicherweise mehr als 330 Flüchtlinge ums Leben. Mindestens 29 von ihnen sterben während der Überfahrt von Libyen nach Italien in kaum seetüchtigen Schlauchbooten an Unterkühlung.
  • September 2014: Nur zehn Menschen werden gerettet, als ein Boot mit angeblich mehr als 500 Migranten im Mittelmeer untergeht. Überlebende berichten, dass Menschenschmuggler das Schiff mit Syrern, Ägyptern, Palästinensern und Sudanesen auf dem Weg nach Malta vorsätzlich versenkt hätten.
  • Juli 2014: Bei einer Flüchtlingstragödie vor Libyens Küste ertrinken mindestens 150 Menschen. Die libysche Küstenwache findet Leichen und Wrackteile eines Schiffes vor der Stadt Khums.
  • Oktober 2013: Mehr als 360 Flüchtlinge ertrinken bei Lampedusa. Ihr Boot fängt Feuer und kentert. Die Küstenwache kann 155 Menschen in Sicherheit bringen. Sie stammen überwiegend aus Somalia und Eritrea.
  • Juni 2012: 54 Flüchtlinge sterben, als sie bei starken Winden in einem Schlauchboot von Libyen aus Italien erreichen wollen. Ein Mann aus Eritrea überlebt.

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