Belinda Stronach:

“Mein Dad ist alt genug und weiß, was er tut”

Österreich
22.09.2013 07:54
Für nur fünf Tage ist Belinda Stronach (47) über den großen Teich nach Wien gejettet, um ihren Vater so kurz vor der Nationalratswahl noch einmal kräftig zu unterstützen – auf Franks "Frauen-Event" in der Schönbrunner Orangerie. Nein, eine Österreicherin ist die milliardenschwere Geschäftsfrau definitiv nicht. Sie spricht bloß noch ein paar Brocken Deutsch, besucht nur ganz selten die Heimat ihrer Eltern und bezeichnet sich selbst als waschechte Kanadierin. Trotzdem ist sie überzeugt, dass ihr Dad in Österreich Großes bewegen kann.

Und die zweifache Mutter will nicht nur als Tochter auf Stimmenfang für das Team Stronach gehen, sondern vor allem als ehemalige Ministerin und Politik-Expertin. Mit der "Krone" sprach sie über die umstrittenen Fernsehauftritte ihres Vaters, seine Kritiker und welche Rolle Bill Clinton in ihrem Leben spielt.

"Krone": Herzlich willkommen in Österreich – wollen Sie das Interview auf Deutsch oder Englisch führen?
Belinda Stronach: Ein bisschen Steirisch könnte ich mit Ihnen sprechen. Aber für mehr fehlt mir leider die Übung. Also lieber Englisch.

"Krone": Was sagen Sie eigentlich zu Ihrem Vater? Als 81-jähriger Firmenboss, der Milliarden auf dem Konto hat, setzt er sich nicht zur Ruhe, sondern gründet fernab seiner Familie eine Partei, um die österreichische Politik kräftig aufzumischen...
Stronach: Klar, er könnte Tennis spielen oder Briefmarken sammeln und sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Aber stattdessen will er andere an seiner Erfahrung als Wirtschaftsgröße teilhaben lassen. Mir gefällt das. Und wie Sie schon sagten: Dad ist 81 Jahre alt, er weiß schon, was er tut.

"Krone": Sie haben den Ruf, eine knallharte Geschäftsfrau zu sein, die das Geld zusammenhält. Stronachs Wahlkampf verschluckt ein Vermögen. Angst ums Erbe?
Stronach: Nein! Das ist schon okay (schmunzelt). Das Team Stronach ist eine junge Partei und braucht Startkapital. Mein Vater hat hart gearbeitet, um den Mitgliedern in kürzester Zeit seine Prinzipien zu vermitteln. Und er hat in seine Ideen investiert – Investitionen sind wichtig.

"Krone": Wissen Sie, wie viel ihn der Wahlkampf kostet? Wenn ja, verraten Sie es uns auch?
Stronach: Den Betrag kenne ich. Und ich würde ihn am liebsten hier und jetzt offenlegen. Aber: Ich weiß nicht, wie die Regeln in Österreich genau sind. Jedenfalls bin ich sehr für Transparenz.

"Krone": Zumindest in Sachen Politik sind Sie Ihrem Vater um einiges voraus. Sie waren jahrelang Ministerin im kanadischen Parlament, haben viel mitbewirkt, z.B. die gleichgeschlechtliche Ehe oder mehr Rechte für Frauen. Was würden Sie in Österreich ändern?
Stronach: Die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau. Generell kommen frauenspezifische Themen, wie staatliche Kinderbetreuung, hier zu kurz. Und auch die gleichgeschlechtliche Ehe würde ich andenken.

"Krone": Homo-Ehe – Ihr Vater ist zwar dafür, aber er hat etwas dagegen, dass zwei Männer Kinder adoptieren dürfen.
Stronach: Da stimmen wir nicht ganz überein. Wenn das Paar dieselben Voraussetzungen mitbringt wie Mann und Frau – z.B. ein sicheres Heim, Nestwärme –, dann spricht doch nichts gegen Adoption.

"Krone": Apropos einer Meinung: Vor allem mit seinen TV-Auftritten hat Ihr Vater für Aufsehen gesorgt. Er musste viel Kritik einstecken. Und ein Magazin titelte über ihn: "Die Lachnummer". Sollte er überlegter vorgehen?
Stronach: Nein. Von den Politikern, die sich verbiegen, nur um allen zu gefallen, gibt es schon genug. Frank Stronach ist authentisch und erfrischend. Er ist offen, sagt, was er denkt – das wollen die Leute doch immer!

"Krone": Schoss er mit seiner (privaten) Forderung nach einer Todesstrafe in Österreich nicht übers Ziel hinaus?
Stronach: Warum wird ständig auf diesem einen Satz herumgeritten? Er hat sich unglücklich ausgedrückt. Aber anstatt sich von Unwichtigem ablenken zu lassen, sollten wir uns lieber auf seine Prioritäten konzentrieren.

"Krone": Kleine Indiskretion zum Schluss: Googelt man "Belinda Stronach", stößt man immer wieder auf Gerüchte, Sie hätten ein Verhältnis mit Bill Clinton gehabt. Stimmt das?
Stronach: Kein Wort davon ist wahr. Wir sind nur gute Freunde und arbeiten gemeinsam an karitativen Projekten z.B. in Afrika. Das ist alles.

"Krone": Weiß der ehemalige Präsident der USA eigentlich von Frank Stronachs Politik-Engagement?
Stronach: Ich glaube, seit mein Vater öffentlich sein T-Shirt ausgezogen hat, weiß die ganze Welt davon...

Zur Person
Belinda Stronach wurde 1966 in Ontario, Kanada, geboren. Sie ist die Tochter (Sohn Andrew kam 1968) von Frank Stronach und seiner Frau Frieda, geb. Sallmutter. Belinda Stronach ist zweimal geschieden. Ehemann Nummer eins war Donald J. Walker, der in der Leitung von Magna International tätig war. Ehemann Nummer zwei war die norwegische Eislauflegende Johann Olav Koss. Die 47-Jährige ist die Mutter von Nikki (19, Reiterin) und Frank Stronach junior (21, Star-DJ). Derzeit ist sie Vorstandsvorsitzende der "Stronach Group".

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