Weltweite Debatte

“Kleine asiatische Ärztin”: Australien und der Sexismus

Ausland
29.01.2013 18:09
In Deutschland und Österreich schwelt die Debatte bereits seit der vergangenen Woche, nun ist das Thema Sexismus auch in Australien angekommen. Auslöser war ein Statement von Tim Mathieson, dem Lebensgefährten von Premierministerin Julia Gillard. Er hat Cricketspielern regelmäßige Prostata-Untersuchungen empfohlen - "am besten von einer kleinen asiatischen Ärztin".

Mathieson (links im Bild) ließ den fragwürdigen Witz bei einem Empfang am Montagabend in der australischen Hauptstadt Canberra vom Stapel. Das Pech des Lebenspartners der Regierungschefin: TV-Sender waren vor Ort und haben die Bemerkung mitgeschnitten. In den australischen Medien brach umgehend eine heftige Debatte aus. Zahlreiche Politiker kritisierten die Äußerung, auch die Premierministerin ging auf Distanz zu Mathiesons Sager: "Er hat eingesehen, dass der Witz geschmacklos war", sagte Gillard am Dienstag.

Dabei hatte Gillard selbst im Vorjahr für Furore gesorgt, als sie den konservativen Oppositionsführer Tony Abbott als Frauenhasser darstellte. Abbott war mehrfach mit sexistischen Äußerungen aufgefallen, verlangte aber von Gillard, den Parlamentspräsidenten zu feuern, der frauenverachtende SMS an einen Mitarbeiter geschickt hatte. Die Politikerin der linken Labor-Partei sagte damals zu Abbott: "Ich toleriere keine Lektion über Sexismus und Frauenfeindlichkeit von diesem Mann. Wenn er wissen will, wie Frauenhass im modernen Australien aussieht, muss er nur in den Spiegel schauen." Der so geschmähte Abbott schoss im aktuellen Fall rund um Mathieson zurück und meinte, die Regierungschefin habe versprochen, Sexismus und Frauenhass immer und überall an den Pranger zu stellen. Daran möge sie sich auch in der Affäre um ihren Lebensgefährten halten.

Sexismus-Debatte auch in Deutschland und Österreich
In Deutschland war die Debatte um Sexismus im Alltag erst in der vergangenen Woche aufgeflammt. Anlass war ein Porträt des FDP-Kanzlerkandidaten Rainer Brüderle im Magazin "Stern". Die Journalistin Laura Himmelreich hatte dem liberalen Fraktionschef anzügliche Bemerkungen vorgeworfen. Brüderle habe ihr bei einem Treffen im Vorjahr auf den Busen geschaut und gesagt: "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen", so Himmelreich im "Stern".

Die Debatte verlagerte sich innerhalb kürzester Zeit in die sozialen Netzwerke. Auf Twitter teilten unzählige Menschen unter dem Stichwort "Aufschrei" ihre Erfahrungen mit Sexismus im Alltag mit. Zeitweise war der Begriff der meistgenannte in Deutschland, neue Beiträge gingen im Sekundentakt ein. Sogar unter den weltweit meistdiskutierten Themen erreichte das Stichwort einen Top-Ten-Platz. Auch in Österreich beteiligten sich zahlreiche Twitterer an der Debatte.

Valentinstag: Eine Milliarde soll demonstrieren
Auch über den deutschsprachigen Raum hinaus ist Alltagssexismus derzeit in aller Munde. Mehrere Europaabgeordnete aus unterschiedlichen politischen Lagern haben am Dienstag zu Aktionen gegen Gewalt an Frauen aufgerufen. Am 14. Februar, dem Valentinstag, sind weltweit entsprechende Veranstaltungen geplant. Auch Wien steht auf der Liste, wo es laut der grünen Europasprecherin Ulrike Lunacek eine Demonstration vor dem Parlament geben soll. Aktionen sind auch in Paris, Berlin, Brüssel, München, Amsterdam oder Helsinki geplant. Insgesamt soll laut der Initiatorin, der New Yorker Autorin Eve Ensler, eine Milliarde Menschen mobilisiert werden. "Es ist der größte Aufstand auf dem Planeten zur Beendigung der Gewalt an Frauen", sagte Ensler am Dienstag.

Neben anzüglichen Äußerungen wie jenen von Brüderle oder Mathieson waren es auch die dramatischen Berichte über Gruppenvergewaltigungen in Indien (siehe Infobox), die zur Initiative "One Billion Rising" geführt hätten. Solche Fälle gebe es auch in Europa, so Ensler. Sie würden aber in den seltensten Fällen bekannt: "Die Frauen haben Angst, vor Gericht zu ziehen, weil ein Prozess so kompliziert und erniedrigend ist", sagte die Autorin.

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