Nahost-Konflikt

Zwölfstündige Waffenruhe zwischen Israel und Hamas

Ausland
26.07.2014 08:16
Im Gaza-Konflikt sollen seit 8 Uhr Ortszeit (7 Uhr MESZ) die Waffen schweigen. Das israelische Militär teilte am frühen Samstagmorgen mit, dass es eine zwölfstündige humanitäre Waffenruhe geben solle. Die radikalislamische Hamas bestätigte die Feuerpause.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe die Waffenpause US-Außenminister John Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugesagt, hatte ein hoher israelischer Beamter der Zeitung "Haaretz" am Abend zuvor gesagt. Die Zivilbevölkerung solle sich mit Lebensmitteln und Wasser versorgen können. Krankenhäuser sollten ihre Vorräte an Medikamenten aufstocken und internationale Hilfsorganisationen humanitäre Hilfe leisten können.

Mehrtägige "humanitäre Feuerpause" geplant
Kerry sprach am Freitagabend von "ernsthaften Fortschritten". Der US-Außenminister will am Samstag in Paris mit Amtskollegen aus mehreren EU-Staaten sowie der Hamas-Verbündeten Türkei und Katar über eine längere Waffenruhe beraten. Kerrys Plan sieht eine mehrtägige "humanitäre Feuerpause" vor, während Israel und die radikalislamische Hamas mit Unterstützung von EU und USA indirekte Verhandlungen über eine längerfristige Lösung aufnehmen sollten.

Das Sicherheitskabinett der israelischen Regierung hatte seit Freitagnachmittag über den Plan Kerrys beraten. Am Abend berichtete dann das Staatsfernsehen, dass Israel eine Waffenruhe ablehne. Demnach verlangte die Regierung, dass die Armee auch während der Feuerpause die Zerstörung von Hamas-Tunneln im Gazastreifen fortsetzen kann - eine Forderung, die von der Hamas kaum akzeptiert werden dürfte. Nun gilt zumindest einmal eine kurze Feuerpause.

Bereits Hunderte Tote und Tausende Verletzte
Ungeachtet der US-Initiative herrschte im Gazastreifen am Freitag weiterhin Krieg, auch kurz vor Beginn der Feuerpause sind nach palästinensischen Angaben am Samstag noch 18 Palästinenser durch israelischen Panzerbeschuss getötet worden. Die Zahl der Toten im Gazastreifen stieg laut palästinensischen Angaben damit auf über 880, mindestens 5.400 Menschen wurden demnach verletzt.

Auf israelischer Seite starben mindesten 37 Soldaten und drei Zivilisten. Einen im Gazastreifen vermissten Soldaten erklärte Israel inzwischen für tot. Die Hamas hatte behauptet, sie habe den Mann entführt. Ein Komitee des Militärs definierte ihn nun als "im Kampf getöteten Soldaten, dessen Bestattungsort unbekannt ist".

Bei gewaltsamen Protesten Tausender Palästinenser im Westjordanland wurden zudem nach Angaben von Rettungskräften am Donnerstagabend und Freitag sechs Menschen getötet und Dutzende verletzt. Drei der Opfer kamen durch Schüsse des israelischen Militärs ums Leben. Zwei weitere, einen 22-Jährigen und einen 17-Jährigen, erschoss ein jüdischer Siedler in der Nähe von Nablus.

Israel will Infrastruktur der Hamas zerstören
Israel will mit seiner Offensive die Infrastruktur der Hamas zerstören. So soll der anhaltende Raketenbeschuss durch radikale Palästinenser gestoppt werden. Der Gazastreifen gehört allerdings zu den dicht besiedeltsten Gebieten der Erde. Auf kleiner Fläche leben rund 1,8 Millionen Menschen. Daher geraten auch immer wieder Zivilisten unter Beschuss.

Bei dem folgenreichsten israelischen Angriff am Donnerstag starben in einer UN-Schule voller Flüchtlinge nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen. Mehr als 200 Schutzsuchende seien in dem Gebäude in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen verletzt worden. In der Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA hatten etwa 1.200 Menschen Schutz gesucht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff scharf. Unter den Opfern seien Kinder, Frauen und UN-Mitarbeiter, sagte er in New York.

Die israelische Armee teilte mit, die Betreiber der Schule seien vor dem Angriff aufgefordert worden, das Gebäude zu räumen. Die Hamas habe die Zivilisten aber daran gehindert. UNRWA-Sprecher Chris Gunness teilte mit, seine Organisation habe vergeblich versucht, mit der israelischen Armee eine Räumung zu koordinieren. Israel wirft der Hamas vor, immer wieder absichtlich aus dicht bewohnten Vierteln sowie aus Krankenhäusern und Schulen heraus die Armee anzugreifen und so den Tod von Zivilisten zumindest in Kauf zu nehmen.

Airlines nehmen Flugbetrieb nach Israel wieder auf
Obwohl Palästinenser weiterhin Raketen Richtung Großraum Tel Aviv und Flughafen Ben Gurion schießen, hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA ihr Flugverbot am Donnerstag wieder aufgehoben. Auch Air France, der Billigflieger Easyjet sowie die italienische Alitalia kündigten die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Israel an. Die Lufthansa und Air Berlin wollen ab Samstag ebenfalls wieder nach Tel Aviv fliegen. Sie hatten den Flughafen Ben Gurion wegen der anhaltenden Raketengefahr seit Dienstag nicht mehr angeflogen. Die AUA fliegt Tel Aviv ab Sonntagvormittag wieder an.

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