Geschäft blüht

Irakischer Waffenschmied im Dienste der IS-Gegner

Ausland
28.02.2015 11:43
Der Waffenladen von Bahktiyar Sadr-Aldeen ist eine Institution in der nordirakischen Kurden-Stadt Erbil. Hier erzählt jedes einzelne Stück eine eigene Geschichte, und die meisten davon handeln derzeit vom Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Denn in der Region ist der Laden Hauptanlaufstelle für die kurdischen Peschmerga-Kämpfer, wenn eine Waffe den Dienst versagt oder eine neue Pistole oder ein neues Gewehr gesucht wird. Seit Juni letzten Jahres hat das Geschäft um 50 Prozent zugenommen.

"Derzeit ist der gesamte Irak wegen Daesh (wie der IS hier genannt wird, Anm.) im Krieg", erklärte Sadr-Aldeen gegenüber der Nachrichtenagentur AP. "Waffen können während des Kampfes versagen oder zu Bruch gehen. Hier gibt es keine Firma, die sie dann reparieren könnte - daher mache ich das. Wir können die Waffen nicht einfach wegwerfen, eben weil wir im Krieg sind."

Mit elf Jahren den Laden übernommen
Obwohl der Waffenschmied erst 36 Jahre alt ist, kann er bereits auf mehr als 25 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Bereits als Kind hatte er im Laden seines Vaters mitgeholfen. Als Bahktiyar Sadr-Aldeen elf Jahre alt war, wurde sein Vater vom Regime Saddam Husseins verhaftet, seitdem hat der Sohn das Geschäft übernommen. Das änderte sich auch nicht, als das Familienoberhaupt zehn Jahre später wieder aus dem Gefängis zurückkam - denn seither ist dessen Gesundheitszustand so schlecht, dass er nicht mehr arbeiten kann.

Zuletzt hat Sadr-Aldeen drei Tage lang an einem M16-Gewehr gearbeitet, das in seinem "Waffen-Leben" schon durch manche Hände ging. "Es ist ein amerikanisches Gewehr, das der neuen irakischen Armee in Mossul übergeben wurde. Dann fiel es dem Daesh in die Hände. Vor fünf Tagen haben es dann Peschmerga-Kämpfer als Kriegsbeute erobert. Jetzt repariere ich es", erzählte Sadr-Aldeen. An normalen Tagen kann der 36-Jährige bis zu zehn Waffen reparieren - und über zu wenige Kunden kann er sich derzeit wahrlich nicht beschweren.

"Arbeit ist einfach immer perfekt"
"Ich habe diese Waffe hier zu Bahktiyar gebracht, weil sie irgendein Problem mit der Patronenkammer hat", sagt etwa Darawan Abu Bakr, ein 28-jähriger Peschmerga-Kämpfer. "Ich brachte auch schon andere Waffen zu ihm, er konnte alle reparieren. Keine der Waffen hatte je wieder ein Problem. Es ist einfach immer perfekte Arbeit."

Manchmal begibt sich Waffenschmied Sadr-Aldeen aber auch direkt an die Front, um für die Peschmerga ein Reparaturservice anzubieten. Für dieses verrechnet er dann aber nichts - denn neben dem Geschäft ist ihm auch die Unterstützung des Kampfs gegen den IS ein Herzensanliegen.

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