Wirbel in Dänemark
Infiltrierte rechtes Netzwerk jahrelang Politik und Polizei?
"Politiken" wurden eigenen Angaben zufolge interne Dokumente des Netzwerks zugespielt. In ihrem Bericht beschreibt die Zeitung am Mittwoch ORG als Ku-Klux-Klan-ähnliche Geheimorganisation, die es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt hat, Dänemark von Einwandern zu "säubern" und mit sogenannten Landesverrätern "aufzuräumen". Gemeint seien damit jene Dänen, die die Extremisten für die Tolerierung von Einwanderung verantwortlich machen oder die Immigration sogar unterstützen.
Verbrennung von "Negerpuppen"
ORG soll bei ihren Treffen bizarre Zeremonien mit brennenden Kreuzen abhalten, auch "Negerpuppen" sollen dort verbrannt werden, berichtet die Zeitung. Das Netzwerk soll neben der Volkspartei ebenso zu verschiedenen offen rassistischen und neonazistischen Gruppen enge Kontakte pflegen. Laut "Politiken" finden sich in den Dokumenten auch eindeutige Hinweise darauf, dass die Organisation jederzeit dazu bereit ist, gewalttätige Aktionen gegen Migranten zu starten.
Der Sekretär der Dänischen Volkspartei bestätigte gegenüber "Politiken", dass der vermutete ORG-Chef Jesper Nielsen in der lokalen Organisation der Partei in Aarhus eine Zeit lang im Vorstand gesessen sei. Parteisekretär Poul Lindholm Jensen zufolge haben sowohl Nielsen als auch ein weiterer von "Politiken" als ORG-Mitglied bezeichneter Politiker die Partei mittlerweile auf eigene Initiative wieder verlassen. Von der Existenz des Netzwerkes will Jensen jedoch noch nie etwas gehört haben.
ORG-Mitglied in Polizei eingeschleust
Laut dem Zeitungsbericht wurde der "Abteilungsleiter" von ORG in Kopenhagen im Jahr 2009 zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt, weil er seine Stellung als Polizeimitarbeiter zum Beschaffen von Informationen über politische Gegner missbraucht hatte. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung war zuvor eine umfangreiche Korrespondenz mit Nielsen festgestellt worden, die laut "Politiken" im Prozess jedoch nicht berücksichtigt wurde.
Die der Zeitung vorliegenden Dokumente beinhalten laut dem Blatt u.a. eine "The Great Memory" genannte Liste mit den Namen sogenannter Landesverräter. Weiters zeigen die Papiere, dass die Geheimorganisation zumindest bis 2009 ihre erlangten Daten über missliebige Politiker an rechtsradikale Gruppierungen weitergeleitet hat.
Geheimdienst-Chef hält sich bedeckt
Von "Politiken" mit den Dokumenten konfrontiert, teilte der Leiter des dänischen Geheimdienstes PET, Jacob Scharf, der Zeitung in einer schriftlichen Stellungnahme lediglich mit, dass seine Mitarbeiter an der Ausforschung des ORG-Mitglieds in Kopenhagen, die zu dessen Verurteilung geführt habe, beteiligt gewesen seien. Weitere Informationen über das rechtsextreme Netzwerk waren dem PET-Chef jedoch nicht zu entlocken.
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