Engpass bei Därmen

Frankfurter Würstel: Ist Haut bald teurer als Inhalt?

Österreich
07.04.2012 16:31
Bei den heimischen Wurst-Erzeugern schrillen derzeit die Alarmglocken. Während - wie berichtet - bei der "Krainer" ein Urheberrechtsstreit mit Slowenien tobt, geht es jetzt auch bei der Frankfurter um die Wurst. Oder besser gesagt um deren Haut. Denn die Preise für Schafsdärme – sie werden als Hülle verwendet – sind geradezu explodiert.

Vom Hackler bis zum Bundeskanzler, vom Kleinkind bis zum Greis – die Frankfurter ist seit mehr als 200 Jahren in aller Munde. Und ein Kulturgut. Doch jetzt droht dem allerliebsten Imbiss von Herrn und Frau Österreicher eine regelrechte Preisexplosion, die uns Konsumenten – im wahrsten Sinne des Wortes – unter die Haut gehen wird.

Der Hintergrund: Weltweit gehen die Schafbestände zurück, es werden immer weniger Tiere geschlachtet. Zusätzlich dezimierten Naturkatastrophen und Futterknappheit die Herden. Und – wie bei Engpässen üblich – haben wohl internationale Spekulanten ihre Finger im Spiel.

Der Schafsdarm, auch "Saitling" genannt, an sich ein Abfallprodukt, wird seit jeher als Hülle unserer Würstel verwendet. Zwar können Frankfurter, Debreziner und Co. auch in künstliche Eiweiß-Hüllen gespritzt werden, doch auf Kosten von Geschmack und Qualität. "Nur bei Saitlingen aus Schafsdärmen kommt es zu dem typischen Knacken und der natürlichen Biegung", erklärt Christian Frey, Obmann des Vereins österreichischer Naturdarmhändler. Bis Konsumenten diesen Preisanstieg an der Supermarkt-Kassa oder am Würstelstand spüren, ist es nur eine Frage der Zeit.

"Mit den Fingern, Eure Majestät"
Bei den Aussichten dreht sich wohl Johann Georg Lahner in seinem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof um. Der aus Deutschland stammende Fleischermeister kreierte die Frankfurter 1805 in einem kleinen Geschäft im 7. Bezirk. Der Durchbruch gelang ihm, als er am Hof von Kaiser Franz I. vorgelassen wurde. Auf die Frage des Monarchen, wie er nun die ihm vorgesetzte Wurst essen müsse, soll Lahner geantwortet haben: "Mit den Fingern, Majestät, mit den Fingern."

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