Missbrauch in Kirche

Fast 1.200 Opfer wandten sich an Ombudsstellen

Österreich
23.12.2010 13:10
Die kirchliche Opferschutzkommission hat am Donnerstag Bilanz über die eingelangten Missbrauchsmeldungen und die erfolgten Entschädigungszahlungen gezogen. Bis Ende Oktober haben sich demnach 1.142 Personen an die kirchlichen Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs gewandt - bei 511 Personen hat sich der Verdacht des Missbrauchs erhärtet, über 100 Fälle wurden zur Anzeige gebracht. 97 Opfern wurden indes Entschädigungen zugesprochen, drei Fälle abgelehnt.

Viele würden sich sowohl an die Ombudsstellen als auch an die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Opferschutzanwaltschaft wenden - hier gebe es Überschneidungen, berichtete am Donnerstag der Sprecher der Ombudsstellen, Johannes Wancata. Die Zahl jener, bei denen sich der Verdacht erhärte, werde höchstwahrscheinlich noch steigen, da noch nicht alle Abklärungen erfolgt seien und sich seit 31. Oktober weitere Betroffene bei den Ombudsstellen gemeldet hätten.

Die meisten Opfer melden sich in Wien
Die meisten Meldungen gab es mit 364 bei der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien. Die Ombudsstelle der Diözese Innsbruck haben 215 Personen kontaktiert, jene in Linz 166, in Graz-Seckau 104 und in Salzburg 95. An die Ombudsstelle in Gurk-Klagenfurt haben sich 62 Personen gewendet, an jene in St. Pölten 61, an jene in Eisenstadt 43 und an jene in Feldkirch 32.

Die Auswertung habe ergeben, "dass es bei 54 Prozent um sexuellen Missbrauch geht, 33 Prozent sind Fälle von Gewalt und 13 Prozent sind mutmaßliche Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch", erklärte Wancata. Bei vier Prozent, also 20 der 511 Personen, sei eine strafrechtliche Relevanz "sehr wahrscheinlich".

Bislang hat die Kommission bei der Staatsanwaltschaft vier Sachverhaltsdarstellungen eingebracht. Dem Vernehmen nach betreffen diese die Schulbrüder in Wien-Strebersdorf und Bad Goisern, das ehemalige Caritas-Heim in Steyr-Gleink, das Stift Kremsmünster und die Bubenburg in Fügen in Tirol.

97 Opfer bereits entschädigt
Zudem gab Opferschutzkommission bekannt, dass bislang 97 Opfer entschädigt wurden. Der Großteil ist männlich, und zwar 76 Prozent. Nach Angaben der Kommission waren die Betroffenen, die nun entschädigt wurden, zu 81 Prozent Opfer von sexuellem Missbrauch, zu 62 Prozent von körperlicher Gewalt und zu 57 Prozent von psychischer Gewalt. Fast drei Viertel waren von mindestens zwei Arten des Missbrauchs betroffen, ein knappes Drittel erlebte alle drei genannten Gewaltarten.

Die Kommission gewährt Summen in den Kategorien 5.000 Euro, 15.000 Euro, 25.000 Euro und Beträge darüber - die 97 Entschädigungen betreffen alle vier Kategorien.

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