"Abzug betätigt"

Ex-FSB-Agent: Haben Krieg in Ostukraine provoziert

Ausland
21.11.2014 07:33
Der russische Ex-Geheimdienstoffizier Igor Girkin-Strelkow, der bis August als "Verteidigungsminister" der "Donezker Volksrepublik" aufgetreten war, übernimmt die Verantwortung für den Krieg in der Ostukraine. Seine Einheit habe "das Schwungrad des Krieges angeworfen", erklärte er in einem ausführlichen Interview, das die Moskauer Monatszeitung "Sawtra" am Donnerstag im Internet veröffentlichte.

"Ich habe den Abzug dieses Krieges betätigt", sagte Girkin-Strelkow. Hätte seine Einheit nicht die Grenze (von Russland zur Ukraine, Anm.) überschritten, wäre alles wie in Charkow und in Odessa mit ein paar Dutzend Toten, Verbrannten und Verhafteten zu Ende gegangen. "Wir haben alle Karten am Tisch neu gemischt! Und wir haben von Anfang an begonnen, ernsthaft Krieg zu führen, und vernichteten Diversionsgruppen des 'Rechten Sektors'", erklärte der Moskauer, der mit seinem Verband am 12. April im ostukrainischen Slowjansk (Slawjansk) aufgetaucht war und dort sofort die Polizeizentrale sowie ein Waffenarsenal erobert hatte.

Der ehemalige Antiterrorkämpfer des russischen Geheimdienstes FSB, der unter dem Kampfnahmen Strelkow auftritt, hatte bereits Ende Februar auf der Krim agiert: In den entscheidenden Tagen, die zur Annexion der Halbinsel durch die Russische Föderation führen sollten, hatte er als diskreter Berater des prorussischen Krim-Politikers Sergej Aksjonow fungiert und war für das Hinauskomplimentieren und die Vertreibung von ukrainischen Truppen verantwortlich gewesen.

Vormaliger "Verteidigungsminister" wieder zurück in Russland
Das nunmehr veröffentlichte Gespräch bezieht sich hauptsächlich auf Girkin-Strelkows Kriegseinsatz in der Ostukraine, der mit dem überraschendem Rücktritt als "Verteidigungsminister" der "Donezker Volksrepublik" am 14. August und seiner Rückkehr nach Russland einstweilen zu Ende gegangen war.

Interviewt vom Schriftsteller Alekandr Prochanow - der Chefredakteur von "Sawtra" gilt selbst als Vordenker eines neoimperialen Russlands -, bestätigt Girkin-Strelkow insbesondere aber auch einen brisanten ukrainischen Vorwurf: Ohne jene Mitte August aufgetauchten "Urlauber" hätten die prorussischen Rebellen - so erzählt der Ex-"Verteidigungsminister" - innerhalb sehr kurzer Zeit die Kontrolle unter anderem über Donezk verloren. "Urlauber" hätten laut Girkin-Strelkow zudem auch eine zentrale Rolle bei einer Attacke auf Mariupol Ende August gespielt. Damals war die südlich von Donezk gelegene Hafenstadt fast von Aufständischen erobert worden.

"Urlaubende" Soldaten und der Krieg in der Ostukraine
An der Bedeutung des Wortes "Urlauber", das im Interview unter Anführungszeichen gesetzt ist, besteht wenig Zweifel: Girkin-Strelkow und Prochanow sprechen hier von regulären russischen Soldaten, die - zumindest offiziell - während ihrer Urlaubszeit in einem Nachbarland Krieg führten. Vertreter der Russischen Föderation haben stets eine militärische Beteiligung regulärer russischer Verbände im Osten der Ukraine dementiert.

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