Die EZB hatte am Donnerstag angekündigt, ab Montag Staatsanleihen im großen Stil aufzukaufen, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Insgesamt will die Zentralbank 1,14 Billionen Euro in die Märkte pumpen. Der deutsche Bankenverband kritisiert das Programm: "Die Risiken sind weitaus höher als der Nutzen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Michael Kemmer, der "Passauer Neuen Presse".
Das Niedrigzinsniveau halte weiter an und es bestehe die Gefahr von "Vermögenspreisblasen". "Wenn der Zins als Maßstab für das Risiko fehlt, ist die Gefahr groß, dass die Mittel ungeordnet in alle möglichen Investitionen fließen", warnte Kemmer.
"EZB-Programm keine Hilfe für Krisenstaaten"
Zugleich werde das EZB-Programm den Krisenstaaten in der Euro-Zone kaum helfen, sagte Kemmer. "Die Unternehmen dort kommen nicht wegen fehlender Liquidität schwer an Kredite, sondern sie haben ein Bonitätsproblem", argumentierte er.
Die fraglichen Länder müssten "wirtschaftliche Reformen in Angriff nehmen", die "aufgeblähten" Staatsapparate beschneiden und den Arbeitsmarkt reformieren. Wenn die Länder dann wettbewerbsfähiger würden, bekämen sie Wachstumsimpulse und die Unternehmen vor Ort würden wieder kreditwürdig.
Kemmer sieht keine Gefahr einer Deflation
Kemmer widersprach auch der Einschätzung der EZB, es könne eine Phase der Deflation drohen. Die zuletzt sehr geringe Teuerungsrate sei vor allem auf die niedrigen Energiepreise zurückzuführen, erklärte er. Im Februar waren die Verbraucherpreise in der Euro-Zone im Jahresvergleich um 0,3 Prozent zurückgegangen.
EZB-Präsident Mario Draghi betonte am Donnerstag, die Zentralbank werde das Ankaufprogramm "wenn nötig" über September 2016 hinaus verlängern, bis sie eine "anhaltende Anpassung der Inflation" an die angestrebte Rate von knapp unter zwei Prozent beobachte.
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