Drama auf Mallorca

Die Wahrheit über Andreas’ Tod

Österreich
09.08.2015 06:00
Vor drei Jahren starb ein 17-jähriger Oberösterreicher auf Mallorca. Unter bis dato ungeklärten Umständen. Jetzt wird der Fall aufgerollt. Der Verdacht: Es war Mord.

Sie sind jetzt wieder so stark da. Diese Erinnerungen. "Dauernd", sagen Hannelore und Heinrich Kletzl, "denken wir daran, wie alles war." Vor drei Jahren. "Wir sehen, wie wir mit unseren drei Kindern zusammensitzen", in ihrem Haus in Mattighofen: "Und wir hören die Gespräche, die wir geführt haben."

Steffi, damals 15, redete viel über Pop-Gruppen, die sie gerade besonders mochte. Andreas (17) und Philipp (25) über ihre Arbeit im elterlichen Betrieb, einem Metallbauunternehmen. Und über einen Urlaub, den die beiden bald gemeinsam mit Daniel (16), einem Kollegen und Freund, unternehmen würden.

Die vielen Fehler der spanischen Polizei
Philipp, Andreas, Daniel: Eigentlich hatten sie vor, ein paar Tage in Italien zu verbringen. "Aber ich redete ihnen das aus", schluchzt Heinrich Kletzl, "weil ich fürchtete, sie könnten auf der Autobahn einen Unfall haben. Deshalb buchte ich für sie eine Reise." Fünf Tage Mallorca, am Ballermann im 4-Sterne-Hotel "Riu Playa Park".

Am späten Nachmittag des 16. August ging es vom Flughafen Salzburg los. Gegen 21.30 Uhr bezogen die drei Oberösterreicher auf der Balearen-Insel Einzelzimmer, aßen zu Abend, packten ihre Koffer aus. Philipp legte sich danach gleich ins Bett. Andreas und Daniel wollten noch ein wenig die Gegend erkunden. Kurz vor Mitternacht kehrten sie in eine Disco ein. Wo sie mit Samuel K. (18), einem Deutschen, in Kontakt kamen. Es war etwa 2.30 Uhr, als die drei Burschen beschlossen, ein Bierlokal zu besuchen. Dort: Betrunkene, Gegröle, Schlagermusik. Bald darauf die "Flucht" aus der Gaststätte. Vor dem Lokal: Menschenmassen. Geschubse. Gedränge. "Da", so Daniel, "verlor ich Andreas und Samuel aus den Augen. Also ging ich alleine zurück ins Riu."

Was war Andreas' weiteres Handeln? Er ist - vermutlich mit Samuel K. - am Strand gewesen. Davon zeugen Salzwasser- und Sandspuren an der Jeanshose und den Turnschuhen, die er in dieser Nacht getragen hatte. Als gesichert gilt: Um 4.51 Uhr betrat der Lehrling aus bislang ungeklärten Gründen die Eingangshalle des Hotels "Obelisco". Eineinhalb Stunden später war Andreas tot. Fast nackt lag er im Hinterhof der Ferienunterkunft, in einer Blutlache. In verschiedenen Stockwerken des Gebäudes wurden später seine Kleidungsstücke gefunden. Das rasche Urteil der Polizei: Der Bursch sei im Vollrausch von einer Notfallstiege abgestürzt.

Eltern glauben nicht an Unfall
Andreas' Eltern konnten niemals an diese Unfallversion glauben. Von ihnen beauftragte Sachverständige bestätigten schließlich ihre Ahnungen. Bei der Obduktion von Andreas' Leiche wurden mysteriöse Schürfwunden und kaum Alkohol im Blut festgestellt. Fakt ist zudem: Aus der Brieftasche des 17-Jährigen fehlten 400 Euro - und nach seinem Tod wurde mit seinem Handy telefoniert. Um 2700 Euro. Nach Spanien. Nach Afrika.

Letztlich baten die Kletzls Deutschlands berühmtesten Fahnder um Hilfe: Josef Wilfling, Bestseller-Autor, Ex-Chef der Münchner Mordkommission. Die Taten an Walter Sedlmayr und Rudolf Moshammer sind nur zwei von vielen spektakulären Fällen, die er aufgeklärt hat.

Das Ergebnis seiner Untersuchungen im "Fall Andreas": "Der Bub fiel mit Sicherheit nicht von der Außenbalustrade des Hotels in die Tiefe - sondern von einem Balkon." Was durch Analyse seines Sturzwinkels belegbar sei.

Jetzt wird endlich der letzte Zeuge verhört
Wurde der Oberösterreicher Opfer eines Verbrechens? Die deutsche Staatsanwaltschaft scheint jetzt diese Vermutung zu haben. Genauso wie bezüglich des mysteriösen Unfalls eines Kölners auf Mallorca: Dieser geschah im Juli 2014. Marc G. (20) urlaubte mit Freunden auf Mallorca, war am zweiten Ferientag alleine in seinem Hotelzimmer. Er schrieb seiner Freundin SMS und stürzte dann in die Tiefe. Seitdem ist er querschnittgelähmt und leidet an Amnesie. Langsam kommen seine Erinnerungen zurück: "Plötzlich stand ein Fremder neben mir auf dem Balkon."

Das Aufrollen der zwei so ähnlichen Fälle wurde bereits bei den spanischen Behörden beantragt. Und endlich soll nun auch Samuel K. verhört werden. "Wir wünschen uns nichts mehr", sagen Hannelore und Heinrich Kletzl, "als endlich zu erfahren, warum unser Sohn wirklich sterben musste. Denn erst dann werden wir es schaffen, eine Art Abschluss zu finden. Mit der Tragödie unseres Lebens."

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