Lobbyist "singt"

“Buwog-Deal wurde direkt vor Opernball 2004 entschieden”

Österreich
16.11.2009 17:23
In der Affäre um den Verkauf der Buwog kommen neue Vorwürfe ans Licht. Für den Lobbyisten Karl Jurka war am Tag des Opernballs 2004 klar, wer den Zuschlag für die Wohnungen bekommen würde. Denn kurz vor der Veranstaltung hätten Abgesandte bei einem Abendessen "mutmaßlich im Hotel Sacher" ausgemacht, "wie der Deal ausgeht". "Angeblich" sei auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser dabei gewesen, so Jurka am Montagnachmittag.

Er selbst sei bei dem Abendessen nicht dabei gewesen. Am Opernball sei der angeblich fixierte Buwog-Deal aber "allgemeines Gesprächsthema" gewesen, so Jurka, der mit seinen Aussagen einen entsprechenden Bericht des Branchenmagazins "Der Österreichische Journalist" bestätigte. Jurka selbst habe damals zwei Fonds - einen britischen Private Equity Fonds und einen angloamerikanischen Hedgefonds - beraten, die die Bundeswohnungen "um sehr viel Geld" kaufen wollten. Beide hätten Jurka zufolge "sicher" mehr gezahlt als das Konsortium um die Immofinanz, das bekanntlich 961 Millionen Euro auf den Tisch legte und damit die CA Immo um nur eine Million Euro überbot.

Lobbyist warnte seine Auftraggeber
Am Tag nach dem Opernball habe er den beiden internationalen Interessenten gesagt, sie könnten sich weitere Bemühungen sparen, weil der Deal schon fixiert sei. Dass er den Fonds davon abgeraten habe, sich für den Kauf der Bundeswohnungen zu bewerben, sei zwar "gegen mein eigenes Geschäft" gewesen, habe ihm aber später Aufträge von beiden Fonds verschafft.

Jurka "wundert" sich auch, warum der Verbindungsmann bei Lehman Brothers noch nicht einvernommen wurde. Dieser habe "klare Vorgaben" gehabt, "wie das ausgehen muss". Wen er damit meint, konkretisierte Jurka nicht. Für Lehman Brothers begleitete bekanntlich der Grasser-Freund Karlheinz Muhr den Verkaufsprozess. Bisher seien, so Jurka, lediglich die "kleinen" Lehman-Mitarbeiter von der Staatsanwaltschaft befragt worden. Aber: "Die armen Würmer wissen alle nichts."

"Bananenrepublik" Österreich
Dass die angebliche Fixierung des Buwog-Deals vor dem Opernball nicht früher ans Licht kam und der Verbindungsmann bei Lehman offenbar noch nicht befragt wurde, lässt sich für Jurka nur mit dem "Heiligenschein-Grasser" bzw. der "Politisierung unserer Justiz" erklären. Er jedenfalls habe sich aufgrund Buwog-Affäre weitgehend aus Wien zurückgezogen und sein Geschäft noch stärker nach Berlin und Paris verlagert. Der Lobbyist sprach von "Bananenrepublik-Methoden, mit denen ich nichts zu tun haben will". Jurka setzt mit seinem Lobbying-Unternehmen laut Eigenangaben mit 16 Mitarbeitern rund drei Millionen Euro im Jahr um.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele