Schock in GB
Britische Oma auf Bali wegen Drogen zum Tode verurteilt
Sandiford war im vergangenen Mai am Flughafen von Bali festgenommen worden. Im Futter ihres Koffers war das Kokain versteckt. Der Schwarzmarktwert der sichergestellten Drogen lag nach Berichten von indonesischen Lokalmedien bei umgerechnet knapp zwei Millionen Euro. Die 56-Jährige musste das Kokain nach ihrer Festnahme auf Drängen der Polizei an ihre Kontakte ausliefern. So gingen den Ermittlern drei weitere Briten in die Falle.
Menschenrechtler: "Eindeutig kein Drogenboss"
Sandiford habe aber stets beteuert, dass sie der Drogenlieferung nach Bali nur zugestimmt habe, nachdem sie Drohungen gegen das Leben ihrer Familie erhalten habe, erklärte Harriert McCulloch, eine Ermittlerin der britischen Menschenrechtsorganisation Reprieve, gegenüber der "Daily Mail". "Sie ist eindeutig kein Drogenboss - sie hat weder Geld, um einen Anwalt zu bezahlen, für die Reisekosten der Zeugen der Verteidigung, noch für Nahrung und Wasser", so McCulloch.
Sandiford sei trotz der vollen Kooperation mit den indonesischen Behörden zum Tode verurteilt worden - während die für den Drogenschmuggel verantwortlichen Kriminellen in Großbritannien, Thailand und Indonesien weiterarbeiten und für andere Menschen eine Gefahr darstellen würden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation.
Frau brach bei Urteilsverkündung in Tränen aus
"Sie hat ihre Schuld nicht eingeräumt und widersprüchliche Angaben gemacht", begründete hingegen Richter Amser Simanjuntak in der Inselhauptstadt Denpasar am Dienstag das Todesurteil gegen die Britin. Sandiford brach in Tränen aus, als das Urteil verkündet wurde. Viele Anwesende im Gerichtssaal waren schockiert. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Haft gefordert. Der Anwalt der Britin kündigte Berufung an. "Wir akzeptieren das Urteil nicht, weil mildernde Umstände nicht berücksichtigt worden sind, ihr Alter und ihre Gesundheit etwa", erklärte Anwalt Esra Karo-Karo, der seine Mandantin beim Prozess als seelisch labil bezeichnet hatte.
Amnesty International sieht "besorgniserregenden Trend"
"Großbritannien ist klar gegen die Todesstrafe, unabhängig von den Umständen", teilte das britische Außenministerium mit. Man stehe der Frau und ihrer Familie mit konsularischer Hilfe zur Seite und mit den indonesischen Behörden in Kontakt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete das Urteil als "grausam". Sandiford sei die zweite Britin, die in den vergangenen sechs Monaten wegen Drogendelikten zum Tode verurteilt worden sei, sagte Amnesty-Mitarbeiter Tim Hancock. Dies sei ein "sehr besorgniserregender Trend". Die Todesstrafe sei die ultimative unmenschliche Strafe, und Amnesty werde dieses Unrecht nie stillschweigend hinnehmen.
Todesstrafe seit 2008 nicht mehr vollstreckt
Ab fünf Gramm Rauschgift gilt in Indonesien für Schmuggler die Todesstrafe, die von Erschießungskommandos vollstreckt wird. Zwischen 1998 und 2008 wurden nach Angaben des Menschenrechtsinstituts Kontras fünf Ausländer wegen Drogendelikten hingerichtet: zwei Nigerianer, zwei Inder und ein Thailänder. Seitdem wurde die Todesstrafe nicht mehr vollstreckt. 113 Menschen sitzen jedoch in Todeszellen, viele wegen Rauschgiftschmuggels.
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