Etwa eine Mio. Arten

Bis zu zwei Drittel der Meeres-Tierwelt noch unbekannt

Wissenschaft
16.11.2012 09:16
In den Ozeanen der Erde tummeln sich weitaus mehr unterschiedliche Arten von Lebewesen als bislang bekannt. Obwohl in den vergangenen zehn Jahren rund 20.000 neue Arten entdeckt wurden – und damit mehr als in jedem Jahrzehnt zuvor –, sind bis zu zwei Drittel der Meeresorganismen noch unbekannt, wie eine neue Studie zeigt.

Ein aus zahlreichen internationalen Experten zusammengesetztes Autorenteam, darunter Andreas Kroh vom Naturhistorischen Museum Wien, stellt in der Studie, die in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht wurde, das erste umfassende Register aller marinen Arten der Welt vor, das "World Register of Marine Species" (kurz: WoRMS).

Bis zu einer Million Arten in den Weltmeeren
Den Wissenschaftlern bleibt aber noch genug zu tun, denn die Forscher schätzen, dass die Ozeane zwischen 700.000 und einer Million Arten beheimaten. Nur rund 226.000 davon sind bisher beschrieben, weitere 58.000 bis 72.000 Arten wurden bereits gesammelt, harren allerdings noch ihrer Bestimmung.

"Zum ersten Mal haben wir einen detaillierten Überblick über den Artenreichtum der Meere. Es ist der aktuelle Stand unseres Wissens über das Leben in den Ozeanen", berichtet Ward Appeltans von der Intergovernmental Oceanographic Commission der UNESCO und Leiter des Autorenteams der Studie, in einer Aussendung.

Bisher nur Vermutungen und Hochrechnungen
Frühere Schätzungen über die Artenvielfalt in den Ozeanen beruhten ausschließlich auf Vermutungen von Experten und der Entdeckungsrate vergangener Jahrzehnte und anderen Hochrechnungen. Da es bisher auch keinen weltweiten Katalog aller bereits beschriebenen Arten als Grundlage gab, waren die Ergebnisse solcher Abschätzungen sehr unterschiedlich.

270 Experten von 146 Institutionen aus 32 Ländern, neben Kroh hat auch Sabine Agatha von der Universität Salzburg an dem Projekt mitgearbeitet, haben nun diesen Katalog aufgebaut. Das "World Register of Marine Species" ist eine öffentlich und kostenlos zugängliche Datenbank, die rund 95 Prozent aller bekannten Meereslebewesen enthält und laufend erweitert werden soll, wenn neue Arten entdeckt werden.

Viele Arten mit unterschiedlichen Namen beschrieben
"Der Aufbau dieser Datenbank war weit schwieriger, als wir vermutet hatten, da es keinerlei Standards für die Registrierung von Arten gab", so der Leiter des WoRMS-Projekts, Mark Costello von der University of Auckland (Neuseeland). Als größte Probleme stellten sich doppelt vergebene Namen für verschiedene Arten sowie die Tatsache heraus, dass andere Arten unter vielen unterschiedlichen Namen beschrieben wurden.

Jeder Wal oder Delfin beispielsweise hat im Durchschnitt 14 verschiedene wissenschaftliche Namen. Rund 40.000 Arten mussten so von der Liste gestrichen werden. Dieser Verlust wurde allerdings durch das durch DNA-Analysen ermöglichte Aufzeigen von bisher übersehenen "kryptischen" Arten wieder wettgemacht.

Arten im Meer sind ältere Evolutionslinien
"Obwohl in den Ozeanen weniger Arten als an Land leben, stellen diese wesentlich ältere Evolutionslinien dar und sind entscheidend für das Verständnis der Entwicklung des Lebens auf der Erde", so Appeltans. Zudem sehen die Forscher in den Resultaten der Erhebung einen neuen Vergleichsstandard für Naturschutz und Untersuchungen über das Artensterben. Sie erwarten, dass der Großteil der unbekannten Arten, die vor allem unter den kleinen Krebstieren, Weichtieren, Würmern und Schwämmen vermutet werden, noch in diesem Jahrhundert entdeckt wird.

Zudem erwarten die Wissenschaftler, dass die Datenbank als Beispiel fungiert, "wie Biologen in Zukunft durch internationale Zusammenarbeit ein Inventar aller Lebewesen erstellen könnten", so Appeltans.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele