Polizei nun sicher

Attentäter von Kanada hatte keine Komplizen

Ausland
23.10.2014 20:31
Einen Tag nach dem blutigen Attentat in der kanadischen Hauptstadt Ottawa ist sich die kanadische Polizei nun sicher: Der getötete Täter Michael Zehaf-Bibeau hatte keine Komplizen. Das teilte Polizeisprecher Marc Soucy am Donnerstagabend mit, weitere Einzelheiten über den Mann und sein schreckliches Verbrechen gab die Polizei nicht preis. In Kanada blühen nun die Spekulationen, was den 32-Jährigen angetrieben haben könnte - von Islamismus bis zu einer Geisteskrankheit.

Möglicherweise trifft ja beides zu. Der Mann soll vom Islam angezogen gewesen sein, Bekannte bezeichnen ihn gleichzeitig als verwirrt. Mittwoch früh schoss Zahaf-Bibeau, ganz in Schwarz gekleidet, einen Soldaten vor dem Kriegerdenkmal in Ottawa nieder, der Mann starb wenig später. Nach den tödlichen Schüssen reckte der Attentäter laut Augenzeugen triumphierend die Faust, daraufhin drang er ins nahe gelegene Parlamentsgebäude ein, wo er ebenfalls zahlreiche Schüsse abgab, bevor er von einem Wächter erschossen wurde (siehe Infobox).

Über das Vorleben des Täters schweigen sich die Behörden aus. Laut kanadischen Medien hatte Zehaf-Bibeau eine Vergangenheit mit Vorstrafen und Drogen. Der gebürtige Kanadier mit algerischen Wurzeln habe einige Zeit in Libyen verbracht, hieß es am Donnerstag. Er habe sich dem Islam zugewendet und immer wieder eine Moschee besucht.

Vom Teufel besessen?
Die Zeitung "The Globe and Mail" sprach mit einem Freund des Attentäters. War dieser ein hartgesottener Islamist? "Ich denke, er war geisteskrank", berichtet der Freund. Zahaf-Bibeau sei ihm nicht extremistisch erschienen, habe aber oft davon gesprochen, vom Teufel verfolgt zu werden.

Als "Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko" war der 32-Jährige eingestuft gewesen, laut CNN war er auf einer Liste von 90 Personen gestanden, die wegen Terrorgefahr beobachtet wurden. Der britische "Guardian" ortet ein "spektakuläres Versagen" des kanadischen Geheimdienstes. So habe Michel Coulombe, der Direktor des Canadian Security Intelligence Service, erst vor zwei Wochen gesagt, die Gefahr terroristischer Anschläge sei real, es gebe aber kein Anzeichen für ein bevorstehendes Attentat.

Politik versichert: Kanada lässt sich nicht erschüttern
Wenn es Zehaf-Bibeaus Ziel war, die kanadische Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern, dürfte er damit jedenfalls gescheitert sein: Kanada ist traditionell stolz darauf, dass seine Institutionen nicht wie beim Nachbarn USA zu Festungen ausgebaut sind. So soll es auch bleiben, versichert die Spitzenpolitik. Und Premier Stephen Harper beteuerte, dass sich sein Land nicht einschüchtern lasse, sondern im Gegenteil sein Engagement gegen den internationalen Terrorismus noch verstärken werde - nicht zuletzt als Mitglied der Anti-IS-Koalition im Irak und Syrien.

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