Finger abgehackt

Acht Jahre unbedingt für Macheten-Attacke

Österreich
04.05.2006 17:30
Zu acht Jahren unbedingter Haft wegen zweifachen versuchten Mordes ist am Mittwochabend der 17-jährige Angeklagte im Klagenfurter Macheten-Prozess verurteilt worden. Er hatte vergangenen Sommer zwei Jugendliche angegriffen und versucht, sie zu töten. Einem der beiden Opfer, einer heute ebenfalls 17-Jährigen, der er mit einem Buschmesser mehrere Finger abgetrennt hatte, wurden 20.000 Euro Teilschmerzensgeld zugesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Wahrspruch der Geschworenen fiel eindeutig aus. Eine Einweisung in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher wurde nicht verhängt, da keine "seelische Abartigkeit" des Angeklagten festgestellt wurde. Der Strafrahmen beträgt bis zu 15 Jahre. Der Angeklagte erbat sich drei Tage Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

Nicht die Tat eines Wahnsinnigen
Hochdeutsch und druckreif. Und emotionslos. Selten gibt sich ein Angeklagter in einem Schwurgerichtsverfahren so eloquent wie Mario, der mit kleinen Lücken minutiös schildert, wie er vergangenen Sommer mit einer Machete zwei Jugendliche angegriffen und auch zu töten versucht hat. Begreiflich wird die Wahnsinnstat nicht.

Wie ein kleiner Bub…
Schmächtig ist er, die schmalen Schultern versinken im Anzug, und irgendwie schaut der jetzt 17-Jährige so aus, als würde er ständig einen Aufpasser brauchen, um durchs Leben zu kommen. Ein Muttersöhnchen also, aber eines, das mit der Rolle als "Omegatier", als Mitläufer, nicht zurechtgekommen ist, wie ein Psychiater in seinem Gutachten meint.

Rutschte zu den Skinheads ab
Eines, das ein "Alphatier" sein will - und deswegen in die Skinheadszene abgerutscht ist. "Ich habe nicht an diese Ideologie geglaubt", beteuert der in Kärnten lebende Deutsche. "Aber in der Gruppe war ich jemand, ich bezog Stärke."

Zwei junge Menschen hätte diese explosive Mischung aus Minderwertigkeitsgefühlen und unbändiger Wut fast das Leben gekostet. Beide hat Mario an einem verregneten Freitagabend mit einer Machete angegriffen. Weil ihm der Laptop versteckt worden war. Weil irgendjemand büßen musste. Tanja, 17, hackte er die Finger ab.

"Ich wusste vorher nicht genau, was ich wollte - aber ich habe in Kauf genommen, das jemand getötet wird", erklärt Mario emotionslos. "Vor Ihnen sitzt ein Kind, kein fertiger Mensch", appelliert der Verteidiger an die Geschwornen. Doch dieses Kind macht Angst. Wenn ihm niemand hilft, seine Aggressionen in den Griff zu bekommen, läuft es Gefahr, zu einer "Zeitbombe" zu werden.

Symbolbild (c) Andi Schiel

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