Neuer Machtblock

Achse Moskau-Peking dreht sich immer schneller

Ausland
30.05.2015 09:08
Wegen der Konfrontation mit den USA und der EU im Ukraine-Konflikt sucht sich Russland nun in Asien neue Partner. Vor allem die Achse Moskau-Peking dreht sich immer schneller, der russische Bär und der chinesische Drache rücken zusehends zusammen. Erst kürzlich haben die beiden Riesenländer 32 Verträge im Wert von nicht weniger als 50 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Russische Staatsmedien sprechen vom "Beginn einer neuen Ära der Weltpolitik".

Es sollte ein starkes Symbol sein - der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gemeinsam auf der Ehrentribüne bei der Militärparade in Moskau am 9. Mai. Der Chinese dankte am 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland dem Russen für den Beistand im Zweiten Weltkrieg.

Doch gekommen war der Gast aus Peking eigentlich, um die neue strategische Partnerschaft mit Moskau zu festigen. Ziel ist ein neuer geopolitischer Machtblock, eine Allianz für eine "multipolare Welt" ohne Vorherrschaft der USA, wie es in russischen Staatsmedien heißt.

Werbung für Chinesisch-Kurse in Moskauer Metro
In Russland ist der außenpolitische Kurswechsel nicht mehr zu übersehen: Große Plakate in der Moskauer Metro werben für Chinesisch-Kurse, chinesische Massenware verdrängt in Geschenkläden russisches Kunsthandwerk, Touristen aus China besuchen in nie da gewesener Zahl russische Großstädte.

Fast vergessen scheinen die Ängste vor allem in Sibirien und im Fernen Osten, das chinesische Milliardenvolk könnte russisches Staatsgebiet allein durch seine Masse vereinnahmen. Vielmehr demonstrieren Putin und Xi Jinping friedliche Eintracht, die deutlich über die viel beschworene Völkerfreundschaft zu kommunistischen Zeiten hinausgehen soll.

"Dafür gibt es in der Geschichte keine Parallelen"
Seit Langem schon ziehen Chinesen und Russen in internationalen Konfliktlagen als Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat an einem Strang. Doch nun wollen sie noch enger zusammenarbeiten. "Die russisch-chinesischen Beziehungen gehen in eine neue Phase, für die es in der Geschichte keine Parallelen gibt", sagt der bekannte russische Politologe Fjodor Lukjanow. Er sieht nicht nur eine wachsende Basis für gemeinsame Sicherheitsinteressen, sondern für eine breite Kooperation von der Landwirtschaft über den Energiesektor bis hin zur Raumfahrt.

Große Allianz in Eurasien als Gefahr für die USA?
Und Lukjanow hebt hervor, dass die Bildung der neuen großen Allianz in Eurasien vor allem in den USA die Furcht vor ihrem schwindenen Einfluss in der Welt wachsen lässt. Schon jetzt sind die Amerikaner beim Verbund der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und bei der von Russen und Chinesen dominierten Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit nicht dabei. Die Initiatoren der russisch-chinesischen Partnerschaft betonen zwar, dass sie keinen gemeinsamen Militärblock nach dem Vorbild der NATO planen - doch laut Lukjanow sei es mittlerweile offensichtlich, dass sich die beiden Großmächte künftig in vielerlei Hinsicht keine Grenzen mehr setzen wollen.

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