Neues Album

Nickelback gefangen im Arena-Bombastrock-Gehege

Musik
20.11.2014 17:05
Nickelback sind wieder da - kurz vor ihrem 20-Jahre-Jubiläum veröffentlichen die kanadischen Rocker rund um Frontmann Chad Kroeger ihr brandneues Album "No Fixed Address", mit dem das Quartett ein weiteres gewichtiges Erfolgskapitel schreiben möchte.
(Bild: kmm)

Es ist momentan populär, mit unbescheidener Großspurigkeit das Musikgeschäft revolutionieren zu wollen und dabei auf die Essenz eines Albums zu vergessen – die Fähigkeit, großartige Songs zu schreiben. Schon die Foo Fighters haben sich unlängst auf "Sonic Highways" dabei verzettelt, indem sie ihre acht Songs in acht verschiedenen US-Staaten aufnahmen. Die kontroversen Soft-Rocker von Nickelback gehen sogar noch darüber hinaus – für "No Fixed Address", ihr erstes Studioalbum auf Universal nach dem Split von Roadrunner, haben Chad Kroeger und Co. unter anderem in Vancouver, Los Angeles, Maui und samt portablem Studio während der Tour quer durch ganz Europa aufgenommen.

Galaktisch polarisierend
"No Fixed Address" eben, und in Zeiten von "Rosetta" und "Tschuri" passt auch das weltenumspannende, galaktische Coverartwork, bei dem nicht etwa ein in Lichtgeschwindigkeit durch die Stratosphäre segelnder Felix Baumgartner verglüht, sondern Nickelback scheinbar die Sonne symbolisieren soll, die das Erdenrund mit wertvollem Licht erhellt. Was für ihre Fans eine logische Schlussfolgerung ist, wird die zahlreichen Gegner der Band nur noch stärker gegen sie aufbringen. Kaum eine Band im Rock-Business polarisiert derart stark wie Nickelback, denen nicht nur Termini wie "Hausfrauen-Rock" oder "kalkulierte Ausverkaufs-Band" entgegenschlagen, sondern so mancher gerne die Daseinsberechtigung entziehen würde.

Erwartungsgemäß dürfen sich Liebhaber als auch Hasser der Band kurz vor dem 20-Jahre-Jubiläum 2015 auf wenig Veränderung einstellen. Nickelback haben über die Jahre längst ihren hemdsärmeligen US-Rock-Stil gefunden, von dem sie nicht zuletzt aus Erfolgsgründen nicht mehr schwer abrücken werden. Dass aber selbst ein Chad Kroeger noch überraschen kann, beweist die Band beim vorletzten Track "Got Me Runnin' Round", in dem sich der quirlige Blondschopf am R&B-Rap versucht und mit Flo Rida kollaboriert. Ein ungewöhnliches, aber mutiges Unterfangen, mit dem sich die Kanadier zumindest kurzzeitig von ihrem Stallgeruch emanzipieren.

Gefangen in der Komfortzone
Ansonsten fehlt dem Ahornblatt-Quartett viel zu oft der Mut, sich selbst aus der Komfortzone zu bewegen. Während die beiden Opener "Million Miles An Hour" und "Edge Of A Revolution" zumindest noch im Up-Tempo-Bereich mäandern, verlieren Nickelback mit fortlaufender Spielzeit leider auch den Willen, auf das Gaspedal zu steigen. Spätestens bei "What Are You Waiting For?" regiert wieder pompöser Kitsch im Akustikgewand. Die auf Mainstream-Radiotauglichkeit gezwungenen, im Hintergrund plätschernden Beats könnten auch aus der David-Guetta-Konserve kommen und den schmalzigen Feuerzeug-Hochhalt-Refrain hat man von Nickelback selbst schon mehrfach gehört.

"She Keeps Me Up" versucht sich mit Funk-Anleihen in die Gehörgänge zu schummeln und auf "Satellite" schmachtet dem Hörer auch erstmals eine zuckertriefende Süßstoffballade entgegen. Auf "Get 'Em Up" kreuzen Kroeger und Co. sogar Country-Spuren mit Hard-Rock-Zitaten. Der kleinste gemeinsame Nenner aller Nummern: Sämtliche Songs sind Arena-tauglich produziert und laufen keinesfalls Gefahr, aus der bisherigen Erfolgsschiene auszuscheren. Das wird althergebrachte Nickelback-Fans erfreuen, den Gegnern der Band aber noch mehr Futter zum Sudern geben. Alles beim Alten also – polarisierend, eingängig, erfolgreich.

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