Neues Album

Neil Young und der Kampf gegen die Großkonzerne

Musik
23.06.2015 11:15
Wenn Neil Young verärgert ist, dann lässt er musikalisch seinem Zorn freien Lauf. Hatte er vor einigen Jahren die Amtsenthebung eines US-Präsidenten mit einem ganzen Album voller Songs gefordert, so widmet er seine nun erscheinende Platte "The Monsanto Years" dem im Titel angesprochenen umstrittenen Konzern. Und auch Starbucks bekommt sein Fett ab.
(Bild: kmm)

"Ich möchte einen Becher Kaffee, aber ich möchte kein GVO (gentechnisch veränderte Organismen, Anm.)", poltert der Kanadier in dem Lied "Rock Star Bucks". "Ich möchte meinen freien Tag beginnen, ohne Monsanto zu unterstützen." Neil Young hatte schon Wochen vor Veröffentlichung des Songs seinen Unmut über die Kaffeehaus-Kette auf seiner Internetseite kundgetan.

Gegen die Großkonzerne
Der Vorwurf des Musikers: Starbucks würde Nahrungsmittelkonzerne wie Monsanto bei einer Klage gegen den Bundesstaat Vermont unterstützen. Die Firmen wollen ein Gesetz zur Kennzeichnung von GVO kippen, für das die Bevölkerung gestimmt hat. Ein Dementi von Starbucks bezeichnete Young unlängst als "irreführende Information".

"The Monsanto Years" bewegt sich stilistisch irgendwo zwischen dem Crazy-Horse-Sound und Youngs Zusammenarbeit mit den International Harvesters, mit denen er in den 80er-Jahren auf Tournee war. Oft prägt der typische Gitarrensound des Kanadiers die Stücke, manchmal packt er auch die akustische Klampfe und die Mundharmonika aus. Aufgenommen wurden die Lieder in Zusammenarbeit mit den Söhnen von Willie Nelson, Micah und Lukas. Unter dem Namen The Promise Of The Real geht man auch gemeinsam auf Tournee.

Demokratie in Gefahr?
Im Song "People Want To Hear" singt Young zynisch, die Leute würden gerne Lieder über die Liebe hören - aber nur ja nicht über Meeressterben und Ölpipelines reden. Aktiengesellschaften rauben dir die Rechte, warnt der Musiker. Und in "Big Box", einem mehr als acht Minuten langen Track, der in Richtung "Psychedelic Pill" (dem bisher letzten Album mit Crazy Horse) geht, präzisiert er: Aktiengesellschaften übernehmen die Regierung, die Demokratie geht flöten.

Und immer wieder fällt - quer über das Album verstreut - der Name Monsanto. Das Volk müsse frei entscheiden können, was es anbauen will, und nicht von einem Konzern gezwungen werden, fordert Young. "Rock Star Bucks" klingt fröhlich, die galoppierende Melodie wird gepfiffen, doch die Botschaft ist ernst: Konzerne würden den amerikanischen Boden kontrollieren, faschistoide Politiker und Chemie-Riesen Arm in Arm gemeinsame Sache machen.

Alterswut
"The Monsanto Years" ist musikalisch genauso mehr oder weniger originell wie Youngs Konzeptalbum "Living With War", mit dem er 2006 die Amtsenthebung von George W. Bush forderte. Es gibt stärkere Kompositionen - wie "Big Box" mit seinem mäandernden Gitarrensound, das hinterfotzige "Rock Star Bucks" oder wie den flotten Rock and Roller "Working Man" - und einige schwächere bis schwache. Aber man muss hoch anerkennen: Der alte Mann hat eine Agenda, während das Gros der jüngeren Kollegen das Kalkül pflegt.

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